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Der DGB-Opportunismus am Beispiel der IG Metall

 

Nation für Krieg: Gewerkschaften eifrig zu Diensten

 

Die Gewerkschaften haben sich deshalb als staatliche Institutionen genehmigen lassen, weil sie es leid waren, mit der Arbeiterklasse zusammen Kämpfe für die materiellen Interessen eben dieser Klasse zu führen. Das betrifft den ADGB nach Weltkrieg 1 und den DGB nach Weltkrieg 2, jeweils inklusive ihren Branchengewerkschaften. Die staatliche Anerkennung ist ihren Funktionären so zu Kopf gestiegen, daß sie gar nichts mehr anderes wollen, als ihre Köpfe in nationaler Verantwortung zu verbohren.
In ihrem Opportunismus merken die noch nicht einmal ansatzweise, was für Unsinn sie erzählen: Sie wollen, daß der Staat per Staatsverschuldung mehr Investment mobilisiert und das Kapital seinerseits tüchtig investiert, indem es weniger im Aktien- und Derivate-Markt nach Profiten strebt, stattdessen in der Produktion. Als ob nicht eine  staatlich beschleunigte Geldentwertung in erster Linie auf den Geldbeutel ihres Fußvolks drücken würde! Und als ob nicht jede Investition in den produktiven Bereich vornehmlich aus Notwendigkeit erfolgen würde und damit einen Druck auf die Verschlankung der Lohnempfängermannschaft sowohl hinsichtlich ihrer Menge wie hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen und Löhne ausüben würde! Und nicht nur das allein, was ja schon schlimm genug ist:

1. Die Gewerkschaften sind für Krieg, wenn ihn der Staat — wie derzeit einmal mehr gegen Rußland — auf die Tagesordnung setzt. Nun weiß auch der dümmste Gewerkschaftsfunktionär, daß für Krieg allemal die Arbeiterklasse ihre Köpfe als Kanonenfutter hinhalten muß. 

2. Die Gewerkschaften sind für Aufrüstung. Sie haben Gewerkschaftsfunktionäre in Rüstungsbetrieben, die für das Wirtschaftswachstum dieser Branche Partei ergreifen. Dabei möchten sie nicht einmal davon Kenntnis nehmen, daß eine Kapitalanlage im Rüstungssektor keine produktive ist, insofern das dort investierte Kapital nicht — in welcher Form auch immer — zurückfließt. Es sind also immer wieder aufs neue Staatsaufträge erforderlich. Und jedermann weiß, auf wessen Kosten Aufrüstung letztendlich geht, einmal ganz abgesehen von der Ausbeutung in den Rüstungsbetrieben, vor denen ein Gewerkschaftsvertreter sowieso die Augen schließt. Die Gewerkschaften sind der Meinung, der Arbeiterklasse könne im Interesse der Nation noch weit mehr zugemutet werden. 
Und wie! Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, äußert Bedenken, ob die deutschen Arbeiter schon vor dem Krieg richtig beansprucht werden:
»Zwar hebt die Politik ihre Bedeutung für die Sicherheit unseres Landes und Europas hervor. Aber anders als man denken könnte, führt das Sondervermögen Bundeswehr nicht automatisch zur Stärkung der heimischen Industrie. Sie droht vielmehr unter die Räder zu geraten, wenn mehr und mehr in Übersee gekauft wird und die Regierung keine Sorge trägt, dass Betriebe in Deutschland Wartung und Upgrades übernehmen. Wir brauchen endlich eine wehrtechnische Industriepolitik.«¹
Aber damit nicht genug: Angesichts der Kriegspolitik der Bundesrepublik befindet sich der militärisch-industrielle Komplex im Aufwind. So sehr, daß ein Sfärenwechsel von zivilen Industrien in diesen Sektor ansteht: 
»… Den Vorreiter machte schon voriges Jahres der Autozulieferer Continental. 'Von Arbeit in Arbeit' heißt das Projekt, das von der IG Metall unterstützt wird. Bis zu 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standorts in Gifhorn sollen in 55 Kilometer Entfernung in Unterlüß einen neuen Job in einer Munitionsfabrik von Rheinmetall finden.
Oder die Übernahme des traditionsreichen Alstom-Waggonwerks in Görlitz durch den deutsch-französischen Panzerbauer KNDS. Als der Deal Anfang Februar offiziell und feierlich besiegelt wurde, kam sogar Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach Ostsachsen. Noch in diesem Jahr soll die Transformation eingeleitet werden: Geplant ist, Baugruppen für den Kampfpanzer Leopard 2, den Schützenpanzer Puma sowie den Radpanzer Boxer zu fertigen.
Oder Hensoldt: Der Spezialist für Radar und optoelektronische Geräte wirbt um Softwareexperten, deren Jobs bei Bosch und Conti wegfallen sollen. Die Liste ließe sich problemlos verlängern. BDSV-Chef Hans Atzpodien spricht von vielen Anfragen aus der Autobranche: 'Daraus ist für mich zu entnehmen, daß man auch dort die Potenziale als groß einschätzt, insbesondere wenn wir uns bei Rüstung auf die Ebene von Serienproduktion begeben', sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). … Der nächste Schritt könnte nach Pappergers Worten auch die Übernahme 'überzähliger' Autowerke sein — wie die VW-Fabrik in Osnabrück. Würden wirklich alle Rüstungspläne der Regierungen zu entsprechenden Aufträgen, 'dann werden wir schauen, ob wir eins der Werke übernehmen können'. … Der größte Vorteil der Autostandorte sei das qualifizierte Personal, sagte Papperger. Er rechnet damit, daß die Rheinmetall-Belegschaft noch vor 2030 von rund 30.000 auf 40.000 Beschäftigte wachsen wird.
'Wichtig ist, dass Betriebsrat und IG Metall von Anfang an eingebunden sind, daß der Übergang verlässlich und fair im Sinne der Beschäftigten gestaltet wird und der Arbeitgeber die Beschäftigten für die neue Aufgabe gründlich und umfassend qualifiziert', sagte Jürgen Kerner, Vize-Chef der IG Metall, dem RND. Er zeigt überdies ebenfalls grundlegende Skepsis: 'Wir warnen davor, das Potenzial zu überschätzen. Lösungen wie bei Alstom können im Einzelfall gut funktionieren, als Blaupause für den Industriestandort insgesamt sind sie nicht geeignet.' Es sei fatal, nur auf Wehrtechnik zu setzen: 'Vielmehr müssen die Kernbranchen der deutschen Industrie stabilisiert werden.'«²
Die Heimatfront darf also nicht ins Wackeln kommen, wenn, wie Kerner an die Wand malt, einseitig auf die Rüstung gesetzt wird. Sofern Arbeitsplätze gerettet werden können, ist er freilich allemal für Aufrüstung. Längst vergessen sind die Zeiten, als sich in den 70/80er Jahren Gewerkschaftsmitglieder Gedanken über Rüstungskonversion machten: Sie wollten damals wegkommen von den unmittelbar für Krieg existierenden Arbeitsplätzen hin zu einer zivilen Produktion. Das hat schon damals nicht in das Konzept der gewerkschaftlichen Obrigkeit gepaßt. Heute fällt es dieser leicht — angesichts des nationalen Kriegskurses einerseits und der prekären Lage auf dem Arbeitsmarkt andrerseits — Arbeit in Rüstungsbetrieben als absolut zweckmäßig ihrem Klientel zu verkaufen. Kerners Befürchtung, die Gewerkschaften könnten in die entsprechenden Entscheidungsfindungen der Politik und Industrie nicht eingebunden werden, ist die zum Verhandlungsgeschäft gehörende Heuchelei. Ausgeschlossen sind und bleiben allein all die Arbeiter, die zusehen müssen, wo sie mit ihrer Arbeitskraft bleiben. Weiterführende Gedanken haben sie, dafür sorgen schon Springer, Tagesschau & Company gefälligst zu unterlassen: Das brauchen ihnen ihre Gewerkschaftsbosse somit erst gar nicht groß extra zu indoktrinieren. Die Gewerkschaften sind also fein raus: Sie nutzen die Not qua nationaler Verantwortung, für die sie nicht müde werden zu plädieren, für ihr eigenes Süppchen, das sie ihren Mitgliedern wie Nichtmitgliedern einbrocken.

Noch einmal der Herr Kerner, auf der Seite des kapitalistischen Fortschritts den gewerkschaftlichen Standpunkt beglaubigend: »Bis auf ein paar verbohrte Ideologen und Ewiggestrige sind sich die Gewerkschaften, Industrieverbände und Wissenschaft im Grundsatz einig, was zu tun ist.«³
Kurz und gut, niemand muß sich mehr Täuschungen über Gewerkschaften hingeben.⁴

¹ https://www.igmetall.de/presse/pressemitteilungen/verteidigungsindustrie-zukunftsfaehig-machen
² https://www.rnd.de/wirtschaft/umbau-der-industrie-von-autobauern-zu-panzerbauern-ruestungsboom-und-fachkraeftemangel-2DELOSUJSREIFCVDPMOFTXO3VE.html
³ Augsburger Allgemeine, 11.12.2024, zitiert von der IGM-Vorsitzenden Christiane Benner in einem Interview
⁴ Nichtsdestotrotz sei der Gewerkschaft noch ein nützlicher Hinweis gegeben: In seinem Roman »Grieche sucht Griechin« läßt der Autor Dürrenmatt seinen Hauptprotagonisten in einer Rüstungsfabrik arbeiten. Als moralischer Mensch rechtfertigt der seine Tätigkeit damit, daß 'seine' Firma neben Rüstungsgütern auch orthopädische Geräte herstellt, die den Opfern der Gesellschaft zugute kommen.
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KoKa Augsburg, 29.06.2025
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