Feindbild & Feindschaft
Ist es nicht bemerkenswert, wie sehr die demokratisch-pluralistischen Medien unisono darauf achten, daß ihre Leser und Hörer alle auf Linie sind? Bedrohungen werden in leitenden Stellungnahmen an die Wand gemalt und Rassismus zwecks nationaler Einheit* geschürt, daß man sich fragen muß, wofür ist das nötig? [Abb.: Karikatur aus dem Jahre 2014! (global times)]
Ja, Bedrohungen gibt es, nämlich dann, wenn man sie sich selber schafft. Nimmt man die Äußerungen der Regierungen in Moskau und Beijing ernst, so kann man denen genau das Gegenteil entnehmen als das, was die westlichen Stimmungsmacher hineingelesen haben wollen. In Wirklichkeit sind es allein die westlichen Medien, die eine Kriegsgefahr an die Wand malen — um die Kriegspolitik ihrer staatlichen Amtsträger zu rechtfertigen. Aufrüstung und Krieg brauchen nun einmal die entsprechende Propagandafront. Wie die Kriege im Nahen Osten und in Osteuropa zeigen, hat der »freie Westen« von Anfang an keinerlei Interesse an einer Friedenslösung gezeigt: Wie leicht wäre ein Palästinenserstaat in mehr als 70 Jahren gegen die Zionisten durchzusetzen gewesen, wenn man gewollt hätte! Wie leicht hätte man sich mit Rußland über die Ukraine einigen können, all die Jahre bevor es Moskau zu dumm geworden war, die westlichen Kriegsvorbereitungen und Provokationen nicht allzu ernst zu nehmen!
Nun steht in den westlichen Medien die Welt so auf dem Kopf, daß selbst ein Zweifler kaum noch anders kann, als dem etwas Wahres zu entnehmen. Woran liegt das? Das liegt an den hehren Prinzipien mit denen von den USA angeführte kapitalistische Weltordnung allzeit glorifiziert wird. Es ist der moralische Heiligenschein, mit dem auch jeder Krieg gerechtfertigt wird, wenn er den Interessen der Westmächte dient. Nun, diese hehren Prinzipien dokumentieren nichts als die Verlogenheit der westlichen Politik. In Wirklichkeit geht diese ohne Wimpernzucken über Leichenberge. Ein Genozid, wenn er im Interesse des Westens und seiner Lakaienstaaten ist, geht glatt in Ordnung und man kann ihn mit »Auschwitz« sogar prima rechtfertigen!
Ohne daß es in der Verfassung oder einem ihrer Anhänge ausdrücklich festgelegt wäre, existiert in den USA, aber auch in Deutschland, in Großbritannien und auch in Frankreich ein unumstößliches Dogma — die bedingungslose Rivalität, ja Feindschaft gegen Rußland**. Wie es sich für ein Dogma gehört, wird es entsprechend kultiviert, von den Medien, von der Politik und allen sonstigen Diensten des Staates. Rußland bleibt vom feinen System »freedom & democracy« ausgeschlossen, da kann Moskau machen, was es will, es beschwichtigt die Imperialisten nicht: Es kann die kapitalistische Wirtschaftsordnung wieder einführen, das politische Brimborium der Demokratie, also freie Wahlen und Wahlkampf, ja sogar den eigenen Einflußbereich teilweise zur Diposition stellen…
Allen Vorschlägen zur Verständigung wie sie immer und immer wieder von russischer Seite gemacht worden sind, wird ganz generell unterstellt, finstere Absichten zu bergen und zu verbergen. Sie werden als Propaganda abgetan, die der Westen dank der Weisheit seiner Protagonisten längst als solche durchschaut hat.
Die russische Souveränität ist für die USA eine hinzunehmende und gleichwohl nicht auszuhaltende Realität. Das führt zu einer Selbstkritik im eigenen Lager: Es fehle der Mut, die Entschlossenheit, an den Gegebenheiten zu drehen, sie ins Wanken zu bringen. Zwar hat diese Selbstkritik angesichts der aktuellen Politik immerzu die Seite der Verlogenheit gehabt. Auf der anderen Seite wird die Politik damit jedoch immerzu angestachelt. Die jeweilige Opposition in den USA macht Druck gegen die Regierung und die imperialistischen Staaten machen untereinander Druck. All diese konstruktive antirussische Aktivität hat dazu geführt, daß die Welt heute, 2025, am Rande eines neuen Weltkriegs steht. Wie mutig und wie zielorientert die NATO-Staaten sind (unter Trump nun sogar in Konkurrenz zueinander), macht deutlich, daß sie selbst die Ukraine dem urrussischen Einflußgebiet entreißen wollen.*** Vor einem neuen Weltkrieg hat der Westen jedenfalls keine Angst, wenn er immer neue Provokationen vom Stapel läßt. Die Invasion in das Gebiet Kursk im August 2024 war sicher nicht die letzte. Immer und immer wieder rechnet der Westen dabei mit einem Zurückweichen Moskaus um dessen lieben Friedens willen. [Abb.: Karikatur aus 2024, „X“ (vormals twitter)]
Mit dieser antirussischen Staatsräson einen die Staaten ihr Wahlvolk, eine Bedrohung an die Wand malend. Sie rechtfertigen ihre Aufrüstung und Ausbau der Streitkräfte, ihre Waffenexporte und ihre (Stellvertreter-)Kriege. Dabei ist völlig klar, daß die Kosten, die die kleinen Leute allenthalben zu tragen haben, die eigentliche existenzielle Bedrohung für ebendiese sind. Doch moralisch wie sie von klein auf erzogen werden, glauben sie vorzugsweise fest an das, was ihnen die amtierenden Persönlichkeiten und die opportunistischen Medien tagaus tagein erzählen. Sie entdecken darin nicht die Verlogenheit der Politik, sondern die Sorge um den Staat als ganzen, dem sie sich — sie sind ja per Staatsangehörigkeit staatliches Inventar — einfach zugehörig fühlen. Zugehörig fühlen wollen sie sich deshalb, weil das die einzige Möglichkeit für sie ist, in und mit ihrer Person anerkannt zu werden. Diese Anerkennung, auf die sie so scharf sind, ist das Unterpfand ihrer Täuschung über ihre eigene materielle Lage innerhalb eben dieses feinen Staates, der sie als seine Manövriermasse hernimmt, in Friedens- wie in Kriegszeiten.
* Wenn Demokraten gegen Migranten agitieren und ganz praktisch die Gesetze gegen jene zum x-ten Male verschärfen, dann soll das natürlich nicht mit dem Rassismus der Faschisten zu verwechseln sein. Aber könnte es nicht sein, daß das der Boden ist, auf dem beispielsweise eine AfD und in anderen Staaten ebensolche Parteien wachsen und gedeihen?
** Ob und inwieweit das unter der Präsidentschaft von Donald Trump korrigiert wird und unter welchen Aspekten wird man sehen.
*** Trump schickt den Kiewer Hampelmann nach Hause, um ein Abkommen unter einem imperialistischen Teilgewinn mit Rußland auszuhandeln, während die Hauptverbündeten weiterhin die ganze Ukraine für sich reklamieren und auch einen Umsturz in Rußland selber nach wie vor als Ziel betrachten. Was nicht heißt, daß die USA, viel längerfristig gesehen, das aufgegeben hätten.
KoKa Augsburg, 08.03.2025
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