José Saramago
Die portugiesische Edition des Playboy würdigt in ihrer Juli-Ausgabe 2010 (kurz nach seinem Tod am (18.06.10) den portugiesischen Vaterlandsverräter José Saramago (1922-2010) mit der Bebilderung seines Romans »Das Evangelium nach Jesus Christus« (O Evangelho segundo Jesus Cristo) (1991), in dem er ihn selber an der heutigen römisch-katholischen Kirche – Staatskirche in Portugal und mit der Diktatur, die 1974 endete, verbrüdert – (ver)zweifeln läßt. Nun kann man feststellen, daß das Bild des Jesus im Playboy, das im Aussehen ganz dem katholischen Klischee entspricht (langhaarig, bärtig, weich), mit den so gar nicht moralisch integren, machohaften Absichten kontrastiert. Insofern trifft es ganz gut den Roman, der dem institutionell ge- und verfaßten Jesus einen weit freizügigeren und großspurigeren gegenüberstellt. Inwieweit er der historischen Figur des Jesus entspricht sei einmal dahin gestellt. Die Schaffung einer neuen Moral, wie er sie beispielsweise in der »Bergpredigt« verkündigt hat, ist ja als Kritik der Moral keineswegs mißzuverstehen (man denke nur an die Passagen zum Ehebruch!). Insofern haben ihn nur die Leute für sich wiederentdeckt, die ebenfalls eine neue Moral zu schaffen für nötig hielten, das Urchristentum sowieso und eben der utopische Sozialismus und noch später der Realsozialismus, der als Farce, zumal es schon längst eine wissenschaftliche Religionskritik gab. So tief freilich wollte der Playboy freilich erst gar nicht schürfen, nichtsdestotrotz gibt es Zoff mit der US-Zentrale, die sich moralischer erweist als der Papst, welcher sich – soweit bekannt – nicht geäußert hat. Was Playboy Jesus zu dem allen wohl gemeint hätte? Und ob Gott Vater zürnt ob solch unwürdiger Zustände auf der Erde? Muß er nicht bald einen neuen Jesus aussenden, der die Liebe lehrt? Oder ist der Playboy heute der Bote, ein Engel Gottes? (15.07.10)
Seine Romane und Kurzgeschichten sind größtenteils in die deutsche Sprache übersetzt
(ohne Gewär auf Vollständigkeit!):
bei: Hoffmann & Campe, Hamburg:
Kleine Erinnerungen, 2016
Die Geschichte von der unbekannten Insel. 2014
Hoffnung im Alentejo, 2013
Claraboia oder wo das Licht einfällt, 2013
Kain, 2011
Über die Liebe und das Mee, 2011
Die Reise des Elefanten,2010
bei: Atlantik Verlag, Hamburg:
Das Todesjahr des Ricardo Reis, 2014
Eine Zeit ohne Tod, 2015
Das steinerne Floß, 2015
Alle Namen, 2016
Das Memorial. Atlantik Verlag, Hamburg 2019
Das Evangelium nach Jesus Christus, 2018
Geschichte der Belagerung von Lissabon, 2018
Handbuch der Malerei und Kalligraphie, 2018
sonstige Verlage:
Der Doppelgänger, Btb Verlag, München 2013
Das Zentrum, Btb Verlag, München 2014
Die Stadt der Sehenden, Btb Verlag, München 2015
Die Stadt der Blinden, Rowohlt, Reinbek 2008
Der Stuhl und andere Dinge – Erzählungen, Rowohlt, Reinbek 1998
Die Nacht, Dirk Laker Verlag, Bielefeld – In der Nacht vom 24. zum 25. April 1974 fiel die Diktatur und Portugal fand sich am Scheideweg zwischen Sozialismus und Kapitalismus.