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Afred Kubin
 

Der als Grafiker und Buchillustrator berühmte Kubin war ein durchaus belesener Mann. Das fantasmagorische seines Denkens war eben dieser seiner Belesenheit geschuldet. In der Überzeichnung der Wirklichkeit spiegelt sich seine Kritik wider, die er in einem, seinem einzigen Roman niedergelegt hat: »Die andere Seite«. Kubin selbst gibt in seiner – der bei Georg Müller 1908 erschienenen Originalausgabe vorangestellten – Autobiografie dem Leser Aufschluß: "Ich gewann während ihrer Verfassung die gereifte Erkenntnis, daß nicht nur in den bizarren, erhabenen und komischen Augenblicken des Daseins höchste Werte liegen, sondern daß das Peinliche, Gleichgültige und Alltäglich-Nebensächliche dieselben Geheimnisse enthält. Das ist der Hauptsinn des Buches. Über die anderen Beziehungen darin – es sind deren noch sehr viele – möchte ich mich hier nicht aussprechen, weil ich nur in grobsten Zügen meine allgemeine Entwicklung schildern will. Suche sie der Leser selbst auf. – Daß ich schrieb anstatt zu zeichnen, lag in der Natur der Sache, das Mittel war gerade passend, mich rascher der drängenden Ideen zu entledigen, als es anders möglich gewesen wäre." (S. XLIV)
Die Illusion, in einem gelobten Land – welches auch immer es sein mag: zu unterschiedlichen Zeiten durchaus verschieden – glücklich zu werden, ist weit verbreitet, nicht nur doch vor allem in den Staaten, die ihren Untertanen nicht den Wohlstand zu bieten in der Lage sind, für den sie sich mit ihrer kapitalistischen Ökonomie gerne feiern lassen. Sofern es an pekuniären Mitteln nicht mangelt, unterliegt man einer schnellen Idee und ausgemalter Verführung… Doch selbst im hintersten Erdenwinkel ist man dem globalisierten »Fortschritt« ausgesetzt. Seltsamerweise hat Kubin schon damals (1908!) an die vorwärtstreibenden Hauptkräfte – um nicht zu sagen: an die zur Zerstörung treibenden Mächte – die USA und Rußland – gedacht…

Wer noch ein paar Sätze von ihm lesen will, der findet seine teils recht amüsanten »Briefe an eine Freundin« in einem kleinen Büchlein, das von eben jener herausgegebenwurde. Sie heißt Helma de Gironcoli. Es ist im Bergland Verlag zu Wien 1965 erschienen und mit 28 größtenteils unbekannten Zeichnungen des Künstlers versehen.

bluete