Yaşar Kemal
war dreimal im Gefängnis. Das erste Mal mit 17 Jahren (1923-2015), dann wieder 1950, er wurde gefoltert. 1971 wurde er wieder festgenommen, aber nach vielen internationalen Protesten wieder freigelassen.
Kemal kam in Gökçedam in der südtürkischen Mittelmeerprovinz Osmaniye als Sohn eines früheren, kurdischen Großgrundbesitzers und dessen Frau auf die Welt, vermutlich 1923. Seine Eltern (der Vater war Großgrundbesitzer und seine Mutter entstammte einer berühmt-berüchtigten Räuberfamilie) waren 1915 aus Ostanatolien geflohen und hatten sich schließlich in der Çukorova-Ebene niedergelassen. Als Kind verliert er bei einem Unfall sein rechtes Auge. Kaum fünf Jahre alt erlebt er in einer Moschee, wie sein Vater erstochen wird. Er war so geschockt, daß er erst im Alter von zwölf Jahren die Sprache vollständig wiederfand.
Später arbeitet er in einer Baumwollfabrik, als Baumwollfeldarbeiter, als Lehrer und in einer Bibliothek. Den Namen Yaşar Kemal hat er sich als Pseudonym für seine Arbeit als Reportageschreiber der Tageszeitung Cumhuriyet zugelegt, für die er von 1951 bis 1963 tätig war. Ursprünglich hieß er Kemal Sadık Gökçeli. Schon im Alter von 17 Jahren kommt er wegen seiner politischen Ansichten erstmals mit dem Gesetz in Konflikt. Seine Erkenntnis, der Rassismus sei ein Ausdruck offizieller Regierungspolitik, schlägt sich in seinen Werken nieder. Er ist Kritiker des Kapitalismus, der Rassismus erzeuge und dessen Erscheinungsform in der Türkei nicht mit der in fortgeschrittenen kapitalistischen Staaten in Europa wie Großbritannien und der BRD vergleichbar sei. Wer wollte ihm da widersprechen? Mit der erdrückenden Realität hat er sich nie abgefunden…
Seine Werke erschienen in deutschsprachiger Übersetzung fast vollständig im Unionsverlag:
Der Memed-Zyklus
– İnce Mehmed (Mehmed mein Falke), 1955
– İnce Mehmed II (Die Disteln brennen. Memed II), 1969
– İnce Mehmed III (Das Reich der Vierzig Augen. Memed III), 1984
– İnce Mehmed IV (Der letzte Flug des Falken. Memed IV), 2003
Die Anatolische Trilogie
– Orta Direk (Der Wind aus der Ebene), 1960
– Yer Demir Gök Bakır (Eisenerde, Kupferhimmel), 1963
– Ölmez Otu (Das Unsterblichkeitskraut), 1968
Teneke (Anatolischer Reis), 1962
Ağrıdağı Efsanesi (Die Ararat Legende), 1970
Binboğalar Efsanesi (Das Lied der tausend Stiere), 1971
Yılanı Öldürseler (Töte die Schlange), 1976
Kuşlar da Gitti (Auch die Vögel sind fort), 1978
Deniz Küstü (Zorn des Meeres), 1978
Yağmurcuk Kuşu (Salman), 1980
Die Inselromane – Fırat Suyu Kan Akıyor Baksana
– Die Ameiseninsel, 1998
– Der Sturm der Gazellen, 2006
– Die Hähne des Morgenrots, 2008
Der Baum des Narren, 1997
Im Schatten der verlorenen Liebe, 1998