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Freddy Jermanós

 

Freddy Jermanós (Φρέντυ Γερμανός 1934-1999) war wahrscheinlich der versierteste unter den Journalisten und Schriftstellern der jüngeren Zeit, ein leidenschaftlicher Liebhaber Athens obendrein. Bis heute ist leider nur ein Werk von ihm ins Deutsche übertragen worden: Der historische Roman »Teresa«. Er spielt zwischen den Weltkriegen und führt die geradezu grandiosen Beziehungen von Künstlern aller Bereiche, Politikern und Geschäftsleuten vor Augen. Eine sensationelle Enthüllungsgeschichte.
Das wohl eindrucksvollste Werk für das gesellschaftskritische Publikum ist jedoch sein Werk »Das Objekt« (Το Αντικείμενο) über den legendären Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Griechenlands, Nikos Zachariadhis (Νίκος Ζαχαριάδης). Dieser fiel den deutschen Faschisten in die Hände und wurde im KZ Dachau gefangen gehalten. Bei seiner Rückkehr wurde er von einer unüberschaubaren Menge in Thessaloniki begeistert begrüßt. Das war aber so ziemlich der einzige Lichtblick in seinem Leben. Zuvor schon die Ausbildung in Moskau, Nahkampfübungen für die Auseinandersetzungen mit Faschisten unter der Leitung einer strengen Lehrerin. (Was nicht ganz ohne Sex abging.) Dann in Griechenland Diktatur und Knast auf Korfu, dann die Deutschen, wieder Knast und dann nach der Befreiung in Athen, völlige Desorientierung: Die britischen Imperialisten lösten die deutschen ab und wollten das Land nicht in die Hände der Kommunisten fallen lassen. Moskau zurückhaltend wie immer. Die Kommunisten vor Ort gespalten. Sollten sie den bewaffnaten Kampf aufnehmen oder an britisch inszenierten Wahlen teilnehmen. Dann der Bürgerkrieg, also Aufnahme des Kampfes (aber wohl zu spät). Stalin überläßt Churchill Griechenland. Zachariadhis verliert den Richtungskampf in der Partei, wird des Verrats bezichtigt. Dann in der Sowjetunion zur Untersuchung der Umstände (1962). Sodann kurz vor seiner Rückkehr die sowjetische Führung (Chrustschow) wollte nicht, daß er dann wieder Parteichef wird, was er höchstwahrscheinlich wieder geworden wäre  in die Verbannung  nach Surgut (Sibirien), wo er 1973 unter ungeklärten Umständen verstarb. Erschreckende Wortgefechte in der griechischen KP, unter der Gürtellinie, beginnend schon vor Ende des Bürgerkriegs (1949) und danach erst richtig. Der eine macht den anderen für den Mißerfolg verantwortlich. Die KP verliert so, kein Wunder, an Einfluß.
Ein aufwühlendes Leben am allerwenigsten eben als Subjekt, realistisch geschildert von Freddy Jermanós.
Bezüglich der Jahre der deutschen Besatzung Griechenlands sei hier noch auf ein anderes empfehlenswertes Buch aufmerksam gemacht: André Kédros, »Königsvolk«, erschienen im Verlag Volk und Welt, Berlin 1954.

bluete