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Ibrahim al Koni

 

Ibrahim al Koni (*1948): Seine Werke sind im Lenos-Verlag (Basel) in deutscher Sprache erschienen. Der Roman »Die Puppe« (2008) setzt sich mit dem Aufkommen des Kapitalismus in einer Gesellschaft auseinander, die sich bestenfalls mit gutem Willen noch als »traditionell« bezeichnen läßt. Doch Koni trauert der alten Ordnung ebensowenig nach, wie er die moderne vergöttert: Für ihn ist die entscheidende Frage, ob die Menschen ihre Untertanenschaft abschütteln oder in die neue Welt mitnehmen. Die unmittelbare Erfahrung der (staatlichen) Gewalt spielt in seinen Werken eine große Rolle: Drittweltstaaten kennen den stummen Zwang kapitalistischer Verhältnisse, der in den Metropolen der Weltordnung den Herrschaften das Regieren so leicht macht, nur allzu wenig.
Staatliche Gewalt kennen sie nur allzu gut: Entweder ist ein Vasall auswärtiger Interessen, der Interessen des »freien Westens« damit beauftagt, in dessen Interesse die Landesbewohner in Schach zu halten, wozu er kein anderes Mittel hat als Polizei und Militär. Wieviele Aufstände wurden so schon niedergewalzt! Oder aber es gibt tatsächlich mal eine Herrschaft, die die Abhänggkeit vom Westen kappen möchte und dafür ihre Gewalt einzusetzen gedenkt. Sofern solche Herrschaft für ihr Programm nicht die Einwohner hinter sich gebracht hat, hat sie gleichzeitig mit dem ausländischen Feind und mit einem inländischen zu tun; ob der sich als verlängerter Arm der auswärtigen imperialistischen Herrschaft begreift oder nicht, tut nichts zur Sache: Praktisch ist er es.

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