Make Germany great again!
Sahra Wagenknechts Steilvorlagen für alternative Nationalisten
Es ist mittlerweile schon über 10 Jahre her, als ein aufrechter Sozialdemokrat, den Nationalismus seiner Partei verraten sah. Lauthals warnte er vor der nationalen Gefahr schlechthin, dem nationalen Abstieg Deutschlands in der Hierarchie der Staaten: Sein oder Nicht-Sein! — das verstand er mit einem Buch auf die Tagesordnung der öffentlichen Meinung zu setzen. Nie sollte es gerade die Sozialdemokratie an nationaler Verantwortung fehlen lassen, seit sie sich entschlossen hat, diese zu übernehmen (was schon etwa 130 Jahre zurückliegt) und zwar unter Zurückstellung, d.h. auf Kosten der sozialen Frage.
In seine Fußstapfen tritt nun Sahra Wagenknecht, einst führendes Mitglied der Kommunistischen Plattform ihrer Partei DIE LINKE. Sie beschwört ein ums andere Mal den Niedergang der deutschen Industrie und damit den Niedergang Deutschlands. Diesen Aufschrei möchte sie nicht den Faschisten überlassen. Wie ihr Vordenker konstatiert sie nationale Fehlentscheidungen, für die sie die amtierende Regierung verantwortlich macht. Darüber zerfleischt sie sich wie eben jener mit der eigenen Partei. (Anders als jener kommt sie mit ihrem Austritt ihrem Rausschmiß zuvor.) Doch was nimmt die Kostümträgerin nicht alles in Kauf, um Deutschland und ihren an sich guten Eindruck von ihm zu retten!
Einen winzigen Unterschied zu ihrem Vordenker gibt es allerdings. Das betrifft die Nuance, mit der sie die national gesonnenen Gemüter bewegen möchte. Nicht daß der andere nicht eben auch diese bewegen wollte, sie hat es speziell auf die Köpfe der Arbeiterklasse abgesehen. Die soll dem Staat, seiner Staatsräson nicht aus dem Ruder laufen, also Opfer von Rattenfängern werden, womit sie die Neofaschisten von der AfD meint. Nationale Agitation, aber bitte seriös, das ist ihr Anliegen! Das wird immer dann anschaulich, wenn sie anläßlich ihrer Buchpräsentationen verständnislos gefragt wird, warum sie mit jenen nicht gemeinsame Sache mache.
Was die Partei DIE LINKE anbelangt, so trifft sie dort gerade aufgrund ihres publizistischen Erfolgs auf Anerkennung und Verständnis einerseits. Und andrerseits, bei denen ihre nationalen Beschwörungen ein ungutes Gefühl erwecken, auf plakative Ablehnung. Es fällt ihren Kritikern offenkundig ungemein schwer, ihre Positionen zu widerlegen.
Als ob es einem Linken nicht scheißegal sein kann, wohin die Nation steuert! Hat die Arbeiterklasse nicht ohnehin immer die Kosten zu tragen? Profitiert sie etwa von einem Wirtschaftsaufschwung oder dem Aufstieg der Nation an die Weltspitze? Gibt es Linke, die Märchen für bare Münze nehmen? Sind alle Linken nun überzeugte Nationalisten, die materiellen Bedürfnisse der Arbeiterklasse für nichts achten? Bedürfnisse, die gegen Staat und Kapital durchgesetzt werden müssen, wie ein nicht gerade unbekannter Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts einmal nachgewiesen hat?
Wer wie Wagenknecht und die AfD eine alternative — wirklich alternative — Staatsräson proklamiert, der hat anderes im Sinn, als der Arbeiterklasse Wohltaten zu verschaffen. Für den ist sie ebenso Manövriermasse des Staates und dessen jeweiliger Räson inklusive Verwertungsmasse seiner Wirtschaft.
Von ihrer einstigen kommunistischen Attitüde hat sich Sahra Wagenknecht so weit wie nur irgend möglich entfernt. Für sie ist die soziale Frage so nebensächlich geworden wie sie in Anbetracht der nationalen Herkulesaufgabe auch sein muß. Wenn Sahra Wagenknecht gelegentlich diesen Vorwurf dementiert, dann allein deshalb, um ihrem Publikum den für nötig erachteten Politikwechsel schmackhaft zu machen. Verbesserungen sollen sich — siehe das erwähnte Märchen von vorhin — ohnehin allein und automatisch aus dem Aufschwung der Nation ergeben! Jede Notwendigkeit ist damit ausgeschlossen!
Damit entwickelt sie eine Tradition der SED weiter, die jeden Gegensatz zwischen nationaler und sozialer Frage geleugnet hat. Vorzugsweise hat jene Partei ihre Bürger für ihren Staat und dessen Staatsräson erzogen. Soziale Leistungen waren dabei ein Mittel zu diesem Zweck! Nun im Westen angekommen, sind sie noch nicht mal das! Diesen Beweis hat Sahra Wagenknecht ihrem Publikum ganz ungewollt erbracht! Die kapitalistische Entwicklung der Produktivkräfte macht soziale Leistungen so überflüssig wie sie ganz automatisch stattfinden, sofern sie eben stattfinden! Kein Wunder, daß ihre nationale Bewegung in der Ostzone den größten Rückhalt hat — dort glauben eben viele stur, es in der BRD einfach doch besser getroffen haben zu müssen.
27.10.2023
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