kokaMit Idealismus gegen den Feind!

Die taz hat — ohne es zu wollen — in ihrer dummen Hetze gegen Syrien [siehe Ausgabe vom 16.01.14]  dem Leser zu einer Erkenntnis verholfen, was die Rolle der Vereinten Nationen anbelangt: Die UN hat für die Opfer des Krieges in Syrien 6,5 Milliarden Dollar beantragt. Im vergangenen Jahr hat sie 1,5 Miliarden Dollar für eben diesen Zweck zugesagt bekommen (von denen 30% noch zur Zahlung ausstehen). Gleichzeitig findet die taz es skandalös, daß die Regierung in Damaskus Hilfslieferung beschlagnahmt, also ihre Souveränität über Land und Leute ausübt, soweit sie das eben noch vermag. Das eben ist das Verbrechen an den Wohltaten, die die imperialistischen »Gebernationen« leisten: Eben nämlich mit genau dem Zweck: Unter dem hehrsten aller Ideale — nämlich dem, einer nach Millionen zählenden notleidenden Bevölkerung zur Hilfe zu eilen — die Assad-Regierung zu entmachten. Es handelt sich nämlich überhaupt nicht um uneigennützige Hilfe, wenn unter der Fassade der UN die Ideale rührseligster Art dazu verwendet werden, ganz handfeste imperialistische Interessen um- und durchzusetzen. Die ganzen Menschenrechtsorganisationen, ein Produkt des »freien Westens« zu dessen beschönigendem Image zugelassen und in alle Welt geschickt, arbeiten sich an diesem Zweck ab und sollen das tun. Wenn sie Ideale und Ideologie nicht unterscheiden können, umso besser. Für umso glaubwürdiger können sie sich für die Weltordnungsinteressen des freien Westens starkmachen. Eine Frage dürfen sie sich dabei freilich nie stellen: Wie kommt es, daß immer und überall Menschen in Not geraten und es nie aufhört mit ihren Einsätzen? Dann käme man schnell darauf, daß, wäre es beispielsweise in Syrien nach Assad gegangen, dort Krieg nie hätte herrschen müssen.
Daß dort in Syrien brutalster Krieg herrscht, ist dem Entschluß der USA zu verdanken, daß hier eine unerwünschte, weil ihnen unzuträgliche Herrschaft vorliegt, also eine Herrschaft, die, koste es, was es wolle, beseitigt gehört. Dafür haben die USA alle Hebel in Bewegung gesetzt: Natürlich nicht ihre Voraustruppen der Menschenrechtler allein, vielmehr noch viel handfestere: Waffen, verbündete arabische Diktaturen, islamische Terrorbanden, weltweite Propaganda. Und die UN wurde über die rein humanitären Anträge hinaus für weitaus unmittelbarere Ambitionen einzuspannen versucht (was, wie das Nachgeben Rußlands in punkto Zerstörung der C-Waffen Syriens zeigt, durchaus gelungen ist).
Wie solch weltweit ausgestrahlte Propaganda verfangen kann, demonstriert die taz: Man muß bloß die hehren Ideale für die Sache nehmen, um die es geht, und schon rücken die Machenschaften des Imperialismus in den Hintergrund beziehungsweise lassen diese im unkritikablen strahlendem Licht aufgehender freier-menschenrechtskompatibler-kapitalistischer Morgenröte erscheinen.

Es ist die Dummheit der taz, auf diesen Dreh hereinzufallen. Aber mehr als ein besonders glaubwürdiges Sprachrohr herrschender Verhältnisse möchte diese Zeitung leider schon lange nicht mehr sein. Dementsprechend kommen auch alle möglichen etablierten Figuren zu Wort, allzu selten jedoch jene, welche sonst kein Sprachrohr haben. (Ein Thema, das sich noch ausweiten ließe — z.B. hinsichtlich der taz-Hofberichterstattung aus der Bundeshauptstadt Berlin.)
[p.s.: Man muß wirklich kein Freund Assads sein, um all dies zu bemerken!]

(18.01.14) 

bluete