Kredit — für noch mehr Armut in Griechenland und Europa!
Die Karikatur von Kóstas Kufojiórghos über den Besuch der Bundeskanzlerin in Athen ist aufschlußreich: Sie zeigt einen unter einer tonnenschweren Last Liegenden. Dieses möge ihm, so die Aufschrift (λιτότητα/Schlichtheit), zu einem schlichten Leben verhelfen. Was anscheinend auch möglich ist, denn noch krabbelt er, aller Last zum Trotz. Daneben steht die deutsche Regierungschefin, Frau Merkel, mit den Worten: »Was für ein schöner Teppich!« Auf der anderen Seite daneben steht der griechische Ministerpräsident Samarás in (zu)jubelnder Pose: »Triumf …. Merkel hat ein Loblied auf das griechische Volk gesungen!«
Offenkundig, so die Quintessenz, kann also das gemeine Volk, die Arbeiterklasse, die aufgebürdeten Kosten tragen und nicht nur das, es ist auch bereit, sie zu tragen. Das läßt darauf schließen, daß ihm weitere Lasten aufgebürdet werden können und sollen. Diese kommen mit der Neuauflage griechischer Staatsanleihen auf dem internationalen Kapitalmarkt nunmehr unweigerlich auf sie zu. Und der Run der Investoren, die angeschissen kommen, sobald ihnen ein Staat etwas verspricht, ließ nicht auf sich warten. Nicht daß sie in Fabriken und sonstige Betriebe in Griechenland investieren würden, um, was jene ja so gerne vorgeben zu tun, »Arbeitsplätze zu schaffen«, nein, keineswegs! Sie stürzten sich auf die Papiere auch nicht, weil ihnen der griechische Staat eine vergleichsweise hohe Rendite auf sie versprochen hat. Nein, sie stürzten sich darauf, weil Griechenlands Papiere durch die EU und damit eben auch von der BRD und ihrem Interesse an dem Projekt EU und Euro die Sicherheit versprochen bekommen haben, die sie wollen: So sind sie Gold wert. Ihr Anspruch auf Profit ist höchste Maxime, der von der politischen Gewalt Recht gegeben wurde. Das ist ein schöner Erfolg derer, die aus der Verarmung der Leute Profit zu schlagen verstehen. Deshalb haben sie sich auf die Papiere gestürzt wie die Geier auf frisches Aas. Ein schöner Erfolg nicht minder für die Herrschaft, die ihr Projekt, welches in eine Krise geraten war, gerettet, ja gestärkt sieht: Der Motor der Wirtschaft, frischer Kredit ist nun wieder in der Welt. (So und nur so kann man übrigens die Verhandlungen über eine transatlantische Freihandelszone mit den USA offensiv führen.)
Die Garantie, daß die griechischen Staatsanleihen auch die Rendite erbringen, die sie versprechen, ist eben nicht ohne den Wirt, nicht ohne Deutschland gemacht. Und damit ganz sicher nicht ohne die Arbeiterklasse hierzulande. Das nicht zu sehen, obliegt dem Idiotenverein DGB und seinen Mitgliedergewerkschaften, welche Klassenbewußtsein nicht bloß vermissen lassen. Sie halten es schlicht für schädlich. So extrem beschränkt ihre Fürsprache, ihre — untertänigste — Fürbitte für Arbeiterinteressen schon national ist, indem sie es an die »Investitionen« der Bourgeoisie in »Arbeitsplätze« — ja, diese Vereine nehmen jede Lüge für bare Münze, die ihnen von der Gegenseite nahegelegt wird, gern! — gebunden sehen, so fehlt sie international völlig. Da können die Lohnabhängigen in den europäischen Südstaaten (von der Ukraine und osteuropäischen Staaten gar nicht zu reden!) dahinsiechen wie sie wollen, ein Streik gegen die Verantwortlichen hier in Deutschland kommt deutschen Gewerkschaften nicht im entferntesten in den Sinn. Eben auch nicht, wenn ihr deutsches Klientel durch die imperialistischen Kalkulationen des deutschen Staates unter erheblichen (Lohn-)Druck gerät.
Nein, das ist im Prinzip keineswegs neu, das ist auch nicht erst seit der Agenda 2010 so, mit der nur umso stärker. Eine neuerliche Verstärkung des Drucks auf die Arbeiterklasse hierzulande ist mit der EU-Politik der BRD in Sachen Griechenland beschlossenen Sache. Dies ignorieren die schwarz-rot-goldenen Gewerkschaften und bestätigen damit das Armutszeugnis, das sie sich ohnehin bei jedem neuerlichen Gemauschel mit ihren »Tarifpartnern« ausstellen. Der DGB ist sogar so blöd, wiewohl er sich seltenst zu den Inhalten der EU-Politik äußert (und wenn dann prinzipiell positiv!), zur EU-Wahl im Mai aufzurufen, als wäre die — wenn schon nicht die Tarifabschlüsse! — ein Mittel der Lohnarbeiter, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei ist weniger denn je garantiert, daß es zumindest so beschissen weitergeht wie bisher. Naja, die Funktionäre, brauchen ja nur die Beiträge noch verbleibender Mitglieder zu erhöhen, um diese weiterhin mit brunzdummen Sprüchen nationaler Gesinnung [ein Beispiel: "aus Eigeninteresse Konjunktur in Europa ankurbeln", so der DGB-Chef Sommer: Welches Eigeninteresse? Eben das der BRD!] vollsülzen zu können.
(18.04.14)