koka
Über Argentinien zieht sich ein Gewitter zusammen

Immer mal wieder gibt es Meldungen über zerstörerisches Klima. Sie kommen mittlerweile nicht mehr ohne den Verweis auf den Wandel des Klimas aus. Ein Zusammenhang mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen wird in aller Regel nicht hergestellt. Allenthalben wird mit diesem Verweis auf »unsere« materialistische Gesinnung eingedroschen, auf die moralisch bodenlose Gesinnung des der Folgen seines Tuns »bewußtlosen Verbrauchers«, ganz so als sei der das Subjekt der herrschenden globalen Gewalt- und Geschäftssfären. Umso bemerkenswerter war denn deshalb neulich eine Meldung über eine irre Hitzewelle in Argentinien. Angesichts des vermaledeiten Klimas wurde ein Artikel auf den wohl einzig naheliegenden und zu denken gestatteten Ausweg hingetrimmt:

"Die Einwohner im Großraum Buenos Aires stöhnen seit über zwei Wochen unter einer Hitzewelle. Im heißesten Dezember seit knapp 50 Jahren klettern die Temperaturen täglich auf 38 Grad. Stromausfälle und der Zusammenbruch der Wasserversorgung sind an der Tagesordnung. Einige Stadtviertel sind seit zwei Wochen ohne Strom.
Meteorologen erwarten, daß die Rekordhitze über den Jahreswechsel anhalten wird. Rettungskräfte mußten bereits ältere Menschen aus den oberen Stockwerken von Hochhäusern holen. Wenn der Strom ausfällt, laufen auch die Wasserpumpen nicht mehr. Buenos Aires hat etwa drei Millionen Einwohner, der gesamte Ballungsraum 13 Millionen.
Die Regierung macht die privaten Energieversorger für die Stromausfälle verantwortlich. Kritiker geben dagegen der staatlichen Energiepolitik die Schuld. Die Strompreise sind eingefroren und hochsubventioniert, so daß es für die Verbraucher keine Anreize zum Energiesparen und für die Unternehmen keine Anreize zum Investieren gibt
[Hervorhebung KoKa].  Bei Hitze laufen überall Klimaanlagen, die die veralteten Kabelnetze schnell überlasten und zusammenbrechen lassen. Argentinien leidet seit Jahren unter Energiemangel. Bei extremen Wetterlagen kommt es immer wieder zu Stromausfällen in dem südamerikanischen Land." (taz, 02.01.14)

Kurzum, wer das allzeit investitionsbereite Kapital vorsätzlich behindert und den Verbrauchern nicht predigt, gefälligst Energie zu sparen, dem kann man nicht helfen! Dem kann man nur sagen, daß er eine falsche Regierung hat! Mit so etwas wird das nie etwas mit einem prosperierendem Land, einer international attraktiven Investitionsatmosfäre, allein schon deshalb, weil in einem solch miesen Klima, für das eben diese Regierung verantwortlich sein muß — wer denn auch sonst? —, niemand investieren möchte. Und die Armutsbekämpfung kommt dann erst recht nicht voran! Ja, das schreit förmlich nach einem Diktat des nordamerikanischen Oberaufsehers!
Es wäre freilich allzu ungewöhnlich, wenn es darüber hinaus keine handfesten Gründe gäbe und es also ausgerechnet des Klimas als Vorwand bedürfte, gegen eine allzu eigenmächtige Regierung vorzugehen: Deshalb sei an dieser Stelle folgende Meldung zitiert:

 
"Argentinien hat Ende August im Rechtsstreit mit dem »Geier«-Hedgefonds NML Capital eine weitere Niederlage erlitten. Ein US-Gericht befand, daß das Land alle Gläubiger_innen gleich behandeln muß. Dies bedeutet, daß Argentinien auch die Anleiheinhaberinnen vollständig auszahlen soll, die sich den Umschuldungsofferten nach dem Offenbarungseid des Landes Anfang 2002 verweigert hatten. Insgesamt 93 Prozent der Gläubiger_innen hatten 2005 und 2010 das Angebot der Kirchner-Regierungen akzeptiert, nur noch etwa 25 Prozent des Nennwertes ausgezahlt zu bekommen. Verweigert hat sich unter anderem der Hedgefonds NML Capital, der Staatsanleihen zum Schrottwert auf dem Sekundärmarkt aufgekauft hat und nun den vollen Nominalwert einzuklagen versucht. Dabei geht es um eine Summe von 1,33 Milliarden Dollar.
Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner reagierte auf das jüngste Urteil mit einem neuen Umschuldungsangebot an die Klägerinnen. Wenn NML auf das Angebot nicht eingeht, entscheidet der Oberste Gerichtshof nach Abschluß eines Berufungsverfahrens, ob das Urteil vom August endgültig ist. Dies wird gegen Ende 2014 erwartet. Folgt das Oberste Gericht den bisherigen Urteilen, stünde Argentinien vor einer erneuten Staatspleite, weil sich alle Gläubiger_innen dann darauf berufen und einen Schneeballeffekt auslösen könnten."
(Lateinamerika-Nachrichten September/Oktober 2013)

Da liegt es doch wohl nichts näher, als die von der Bourgeoisie unterstützten Opposition an die Regierung zu wählen, um eine Konfrontation mit den USA zu vermeiden und deren Segnungen in Form von neuen Investitionen zu erhalten… Dann hat das Stöhnen unter der Kirchner-Regierung ein Ende und das Stöhnen unter der Hitze automatisch mit…
 
(19.01.2014)

bluete