koka

 

Edgar Allan Poe

 

THE RAVEN / DER RABE / LE CORBEAU / ΤΟ ΚΟΡΑΚΙ / ВОРОН / ГАВРАН / CORBUL

Die Dummheit der schreibenden Zunft aufs Korn zu nehmen, ist eine jener kaum beachteten Leistungen Poes. Jeder, der »Journalismus« oder »Kommunikationswissenschaft« oder dergleichen studiert, möge daher den folgenden Text Poes zur Kenntnis nehmen, auf daß seiner glänzenden Karriere keinerlei Hindernisse mehr im Wege stehen mögen! 

DAS LITTERARISCHE LEBEN DES HERRN THINGUM BOB, HOCHWOHLGEBOREN,
FRÜHERN HERAUSGEBERS DES »GRUNZERUMFUMMEL«. VON IHM SELBST.

Ich komme allmählich in die Jahre, und da mir bekannt ist, daß Shakespeare und Mr. Emmons verstorben sind, ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß wohl auch ich dereinstmals sterben werde. Es ist mir daher beigefallen, daß ich mich nun eigentlich vom Felde der Literatur zurückziehen und auf meinen Lorbeeren ausruhen könnte. Doch habe ich den Ehrgeiz, die Niederlegung meines literarischen Szepters der Nachwelt durch ein bedeutendes Vermächtnis anzuzeigen; und vielleicht kann ich nichts Besseres für sie tun, als ihr Nachricht von meiner frühern Laufbahn zu geben. In der Tat ist mein Name so lange und nachhaltig vor dem öffentlichen Auge gewesen, daß ich nicht nur gewillt bin, das völlig Natürliche des Interesses anzuerkennen, das er allenthalben erregt hat, sondern mich auch gern bereit finde, die extreme Neugierde, welche er einflößte, zu befriedigen. Tatsächlich ist es ja nicht mehr denn nur eine Pflicht dessen, der Größe errang, bei seinem Aufstieg Marksteine hinter sich zu lassen, welche andern den Weg zur Größe weisen möchten. Die Absicht der vorliegenden Abhandlung (die »Memoranda zur Beförderung der Amerikanischen Literatur« zu nennen mir vorschwebte) ist daher, genauen Bericht von jenen bedeutsamen, wenn auch noch schwachen und schwanken ersten Schritten zu geben, mit denen ich schließlich den hohen Pfad zum Gipfel menschlichen Ruhms gewann.

Von eines Menschen sehr verflossenen Vorfahren des breitern zu reden, ist überflüssig. Mein Vater, Thomas Bob, Hochwohlgeboren, stand lange Jahre auf der Höhe seiner Profession, welche die eines Barbiers war, in der Stadt Geckenhausen. Sein Salon war der Treffpunkt aller ersten Kreise am Ort und in Sonderheit des Redaktionsverbandes, – einer Körperschaft, welche überall um sich herum die größte Ehrfurcht und Scheu einflößt. Was mich selbst betrifft, so betrachtete ich ihre Mitglieder schier als Götter und trank mit Begier die reiche Weisheit und allen Witz in mich hinein, welche Gaben unaufhörlich im Verlaufe dessen, was man füglich »Einseifen« nennt von ihren erlauchten Lippen troffen. Mein erster Augenblick ausgesprochener Inspiration muß auf jenen ewig-denkwürdigen Zeitpunkt datiert werden, da der Leiter der »Dasselfliege«, in den Pausen des soeben erwähnten hochwichtigen Prozesses, mit lauter Stimme vor dem Konklave unserer Lehrjungen ein unnachahmliches Gedicht zu Ehren des »Einzig Echten Bob‘schen Öles« rezitierte (so genannt nach seinem begabten Erfinder, meinem Vater), für welchen Erguß der Herausgeber der besagten »Fliege« von der Firma Thomas Bob & Cie., Barbiersalon, Bedarfsartikel aller Art, mit königlicher Freigiebigkeit belohnt ward.
Der Genius der dem 
»Bob‘schen Öl« gewidmeten Stanzen hauchte mir zuerst, so sagte ich, den göttlichen afflatus ein. Augenblicklich entschloß ich mich, ein großer Mann zu werden und damit zu beginnen, indem ich ein großer Dichter wurde. Jenen gleichen Abend noch fiel ich zu den Füßen meines Vaters auf die Knie nieder.
"Vater", so sprach ich, "vergeben Sie mirl – doch ich habe eine Seele, die steht mir nach Höherem denn nach Seifenschaum. Es ist mein heiliger Vorsatz, den Laden dranzugeben. Gern würde ich Herausgeber – gern würde ich Dichter – ich würde gern Stanzen über das 
»Bob‘sche Öl« erdichten. Vergeben Sie mir und leihen Sie mir Ihren Beistand auf dem Weg zur Größe!"
"Mein teurer Thingum", erwiderte mein Vater, (ich hatte in der Taufe diesen Vornamen nach dem eines wohlhabenden Verwandten empfangen) – "mein teurer Thingum", sagte er, indem er mich an den Ohren vom Boden emporzog- "Thingum, mein Junge, du bist ein Prachtsmensch und, hinsichtlich des Besitzes einer Seele, das schiere Ebenbild deines Vaters. Auch hast du einen ungeheuern Kopf, und wahrlich, er muß eine große Menge Gehirn enthalten. Lange schon sah ich dies, und deshalb hatte ich Gedanken, einen Advokaten aus dir zu machen. Doch ist dies Geschäft recht unanständig-geworden, und, das eines Politikers macht sich nicht bezahlt. Im Ganzen ist dein Urteil also weise; – das Gewerbe eines Herausgebers ist das beste: – und wem du zu gleicher Zeit auch noch Dichter sein kannst – wie es die meisten Herausgeber nebenbei sind –, ja, dann wirst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Um dich im Anfang der Dinge zu ermutigen, will ich dir eine Dachstube gewähren; dazu Feder, Tinte und Papier; ein Reimlexikon; und ein Exemplar der 
»Dasselfliege«. Ich nehme an, mehr wirst du kaum verlangen."
"Ich wäre ein undankbarer Schurke, täte ich‘s", erwiderte ich mit Begeisterung. "Ihre Generosität ist eine grenzenlose. Ich werde sie Ihnen dadurch vergelten, daß ich Sie zum Vater eines Genies mache."
So endete meine Unterredung mit dem besten der Menschen, und unmittelbar nachdem ich ihn verlassen, widmete ich mich mit Eifer meinen dichterischen Bemühungen; denn auf diese hauptsächlich gründeten sich meine Hoffnungen, dermaleinst zum Redakteursessel aufzusteigen. 
Bei meinen ersten schöpferischen Versuchen mußte ich freilich feststellen, daß mir die Stanzen über das 
»Bob‘sche Öl« nur eher hinderlich waren. Ihr Glanz blendete mich mehr, als daß er mich erleuchtete. Die Betrachtung ihrer Vorzüglichkeit gereichte nur natürlich zur Entmutigung, verglich ich sie mit meinen eignen Frühgeburten; so mühte ich mich lange Zeit vergebens. Schließlich kam meinem Kopfe eine jener köstlich schöpferischen Ideen ein, welche eben zuweilen das Hirn eines genialen Menschen durchdringen. Sie bestand im Folgenden – oder wurde vielmehr folgender Maßen ins Werk gesetzt. Aus dem Plunder eines alten Bücherstandes, in einem sehr entlegnen Winkel der Stadt, holte ich mir verschiedene altertümliche und völlig unbekannte oder vergessene Bände zusammen. Der Händler ließ sie mir für einen Pappenstiel. Aus einem davon, welcher die Übersetzung von eines gewissen Dantes »Inferno« zum Inhalt hatte, kopierte ich mir auf bemerkenswert geschickte und saubere Weise einen langen Abschnitt über einen Mann Namens Ugolino, der einen ganzen Pack Bälger besaß. Aus einem andern, welcher eine gute Menge alter Stücke enthielt, verfaßt von einer Person, deren Namen ich vergessen, extrahierte ich auf die selbe Weise und mit der selben Sorgfalt ein Schock Verszeilen über »Engel« und »herumstehende Boten Gottes« und einen »Kobold« und dergleichen mehr. Aus einem dritten, welcher das Dichtwerk irgend eines blinden Menschen war, eines Griechen oder eines Choctaw – ich kann mir nicht die Mühe machen, jede Kleinigkeit genau zu merken -, nahm ich etwa fünfzig Verse, die mit dem wüsten Zorn eines gewissen Paläologen »Achilles« oder ähnlich begannen. Aus einem vierten, welcher – wie ich mich erinnere – ebenfalls das Werk eines Blinden war, wählte ich eine Seite oder zwei, auf denen dauernd von »Heil« und »heilgem Licht« die Rede ging; und wenn es auch einem Blinden nun wirklich kaum ansteht, über Fragen der Beleuchtung zu schreiben, so waren die Verse doch in ihrer Art recht ordentlich.
Nachdem ich diese Dichtwerke säuberlich abgeschrieben hatte, zeichnete ich ein jedes von ihnen mit 
»Oppodeldoc« (einem schön tönenden Namen), und indem ich wiederum jedes sorgsam in einen gesonderten Umschlag steckte, versandte ich sie, mit dem Ersuchen um schleunigen Abdruck und prompte Bezahlung, an die vier vornehmsten Zeitschriften. Das Ergebnis dieses wohlerwognen Plans jedoch (dessen Gelingen mir im spätem Leben viel Ungemach erspart hätte) diente mir zu der Überzeugung, daß manche Herausgeber sich nicht prellen lassen, und versetzte meinen eben zart keimenden Hoffnungen (wie man in der Stadt der Transzendentalisten sagt) den coup-de-grȃce (wie man in Frankreich sagt).
Die Sache ist die, daß jede, aber auch jede einzelne der in Rede stehenden Zeitschriften Herrn 
»Oppodeldoc« im »Monatlichen Briefkasten« einen vollkommenen Verriß widmete. Das »Quarkdahlsblatt« ließ ihm seine Abreibung in der folgenden Weise zuteil werden: "»Oppodeldoc« (wer immer das ist) hat uns eine lange tirade über einen Wahnsinnigen eingesandt, welchen er »Ugolino« nennt – einen Mann mit einer großen Menge Kinder, die man allesamt gründlich hätte verhauen und unter Entzug des Nachtmahls ins Bett stecken sollen. Die Sache ist ganz unmäßig zahm – um nicht zu sagen flach. »Oppodeldoc« (wer immer das ist) gebricht es an jeglicher Fantasie – und Fantasie ist, unsrer bescheidenen Meinung nach, nicht nur die Seele der POESIE, sondern schier ihr Herz. »Oppodeldoc« (wer immer das ist) besitzt die Kühnheit, für sein Gequaddel "schleunigen Abdruck und prompte Bezahlung" von uns zu heischen. Wir drucken weder, noch kaufen wir gar irgend Zeug der Sorte. Kein Zweifel kann freilich sein, daß er mit all dem Gewäsches, das er noch zusammenkritzeln kam, beim »Specktakel«, beim »Bäuerischen Courier« oder beim »Grunzerumfummel« reißenden Absatz finden würde."
All dieses, das wird man zugestehen müssen, war für 
»Oppodeldoc« ausgesprochen hart – doch der unfreundlichste  Hieb bestand darin, das Wort POESIE in Klein-Versalien zu setzen. In jenen sechs hervorstechenden Buchstaben – welch eine Welt von Bitternis liegt nicht darin beschlossen! 
Doch mit gleicher Härte ward »Oppodeldoc« vom »Specktakel« gepönt, welcher sich also vernehmen ließ:
"Wir haben eine höchst ungewöhnliche und unverschämte Mitteilung von einem Menschen empfangen, welcher sich (sei er, wer er wolle) mit 
»Oppodeldoc« unterzeichnet – auf diese Weise die Größe des berühmten römischen Kaisers gleichen Namens entweihend. In der Anlage zum Briefe des »Oppodeldoc« (sei er, wer er wolle) finden wir allerhand Verszeilen von höchst abscheulicher und sinnloser Schwülstigkeit, betreffend »Engel und Boten Gottes«, welche ihm beistehen sollen, – einer Schwülstigkeit, wie sie wohl nicht einmal ein Wahnsinniger, ausgenommen einen Nat Lee oder eben einen »Oppodeldoc«, ähnlich zu Wege bringen könnte. Und für diesen Kehricht, für welchen wohl eher die Müllabfuhr zuständig wäre, sollen wir, so wird bescheiden von uns verlangt, »prompt zahlen«. Nein,  mein Herr – dieses nicht! Wir zahlen für nichts von dieser Sorte. Wenden Sie sich doch an das »Quarkdahlsblatt«, den »Bäuerischen Courier« oder den »Grunzerumfummel«. Diese B l ä t t e r werden zweifellos jeglichen litterarischen Auswurf akzeptieren, welchen Sie ihnen zustellen, und – ebenso zweifellos – Ihnen Zahlung dafür versprechen."
Dies war für den armen 
»Oppodeldoc« ausgesprochen bitter; doch trifft, in diesem Fall, das Schwergewicht der Satire ja eher das »Quarkdahlsblatt«, den »Bäuerischen Courier« und den »Grunzerumfummel«, welche Blätter kurz und bündig als »Blätter« bezeichnet werden – und das auch noch gesperrt –, eine Sache, die denselben tief in das Herz geschnitten haben muß.

Kaum weniger grausam war der »Bäuerischen Courier«, welcher sich folgendermaßen ausließ:
«Ein Individuum, das sich der Benamsung 
»Oppodeldoc« erfreut (zu welch niedern Zwecken müssen doch oft die Namen unseren illustren Toten herhalten!), hat uns einige fünfzig oder sechzig Verse beigeschlossen, beginnend nach folgender façon:
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt, &c., 
&c.&c., &c.
»Oppodeldoc« (wer dies auch sei) werde  hiemit ergebenst in Kenntnis gesetzt, daß es in unseren Hallen keinen Setzerlehrling gibt, bei welchem es nicht zur täglichen Gewohnheit gehörte, bessere Versformen zu gestalten. Jene des »Oppodeldoc« lassen sich nicht skandieren. »Oppodeldoc« sollte zu zählen lernen. Doch wie er auf die Idee verfallen sein mag, wir (man denke! ausgerechnet wir!) würden unsere Spalten mit seinem unsäglichen Unsinn schänden, geht gänzlich über alles Begreifen. Ist doch das läppische Geplapper kaum gut genug für das »Quarkdahlsblatt«, den »Specktakel«, den »Grunzerumfummel« – für Organe also, welche ja nicht einmal davor zurückschrecken, »Mutter Gänsins Melodien« als Original-Lyrik zu veröffentlichen. Und »Oppodeldoc« (wer dies auch sei) hat gar noch die Dreistigkeit, Bezahlung für sein Gefasel zu verlangen. Weiß »Oppodeldoc« (wer dies auch sei) denn nicht — erkennt er nicht, daß wir das Zeug auch dann nicht bringen würden, wenn man uns dafür bezahlte?" 
Als ich dies sorgsam durchgelesen, spürte ich, wie ich kleiner und immer kleiner wurde, und als ich zu dem Punkte kam, an welchem der Herausgeber das Gedicht als »Verse« verhöhnte,  war wenig mehr denn eine Unze von mir übrig. Was »Oppodeldoc« betrifft, so fühlte ich allmählich schieres Mitleid mit dem armen Burschen in mir aufsteigen. Doch der »Grunzerumfummel« bezeigte womöglich weniger Erbarmen noch als der »Bäuerischen Courier«. Es im der »Grunzerumfummel«, welcher äußerte:
"Ein elender Poetaster, der mit 
»Oppodeldoc« zeichnet, ist irr genug, sich einzubilden, bei uns sowohl Abdruck wie auch Bezahlung für einen Mischmasch von unzusammenhängendem und ungrammatikalischem Bombast zu finden, welcher uns von ihm zugefertigt wurde und mit der folgenden, höchst intelligibeln Zeile anhebt:
»Heil heilig Licht! Des Himmels erster Sproß«
Wir sagen: »höchst intelligibel«»Oppodeldoc« (wer immer das ist) wird vielleicht die Güte haben, uns zu erklären, wieso das »heilige Licht« ausgerechnet »heil« sein soll; – könnte es auch ein beschädigtes geben? Insgleichen wolle er uns aufklären, wieso das besagte »heile Licht« zugleich »heilig« (was immer das ist) und ein »Sproß« sein mag – welch letzterer Ausdruck (wenn wir nur halbe Kenner sind) vorzüglich wohl auf Kleinstkinder von rund sechs Wochen Alter angewendet wird. (Oder sollte, in poetischer Verkürzung, die »erste Sprosse der Himmelsleiter« (was immer das ist) gemeint sein? Der Sinn könnte schier kein dunklerer dadurch werden.) Doch es ist abgeschmackt, sich über solchen Unfug des breitern auszulassen, – obschon »Oppodeldoc« (wer immer das ist) die beispiellose Unverschämtheit besitzt zu mutmaßen, wir würden seinen tollen Dunst nicht nur abdrucken, sondern vollends auch noch dafür bezahlen!
Nun, das ist stark – das ist schon mehr als stark -, und nicht übel hätten wir Lust, den jungen Schreiberling dadurch zu strafen, daß wir seinen Erguß wirklich in den Druck gäben, verbatim et litteratim, ganz wie er ihn geschrieben hat. Keine strengere Strafe könnten wir über ihn verhängen, und wahrlich, wir würden sie verhängen, wäre nicht die Rücksicht auf die Langeweile, welche wir unseren Lesern bereiten würden. Möge doch 
»Oppodeldoc« (wer immer das ist) jegliches künftige Dichtprodukt ähnlichen Charakters dem »Quarkdahlsblatt, dem »Bäuerischen Courier« oder dem »Specktakel« einsenden. Sie werden es abdrucken. Sie drucken jeden Monat solches Zeug. Mag es ihnen denn zukommen. WIR lassen uns nicht ungestraft beschimpfen."
Dies gab mir den Rest; und was das 
»Quarkdahlsblatt« den »Bäuerischen Courier« und den »Specktakel« anbetrifft, so konnte ich nie begreifen, wie sie es überlebten. Sie in der kleinstmöglichen Kolonel zu setzen (das war die eigentliche Tücke – die wie unter der Hand mit durchblicken ließ, wie niedrig – wie geringfügig sie seien), während das WIR in gigantischen Majuskeln dastand und auf sie herabsah! – oh, es war zu bitter  – es war Wermut – es war Galle! Wäre ich an Stelle einer dieser Zeitschriften gestanden, ich hätte nicht gerastet noch geruht, bis ich den »Grunzerumfummel« vor Gericht gebracht. Schon das »Gesetz zur Verhütung von Grausamkeiten gegenüber Tieren« hätte gewiß eine genügende Handhabe geboten. Und was »Oppodeldoc«betraf (wer immer das war), so hatte ich um diese Zeit alle Geduld mit dem Burschen verloren und hegte fürder keine Sympathie mehr für ihn. Er war ein Tropf, ganz zweifellos (wer immer er war), und er empfing kaum einen Fußtritt mehr, als er verdiente. Das Resultat meines versuchsweisen Unternehmens mit den alten Büchern pflanzte mir die Erkenntnis ein, daß erstens Ehrlich am längsten währe, und daß es zweitens, wenn ich nicht besser schreiben konnte als Mr. Dante und die beiden blinden Herren und der ganze restliche alte Klump, doch jedenfalls eine schwierige Sache sein würde, schlechter zu schreiben. Ich faßte mir deshalb ein Herz und entschloß mich, von nun an »ausschließlich Original-Arbeiten« (wie es immer vorn auf den Zeitschriften heißt) herzustellen, mochte es auch an Studien und Qualen kosten, was es wollte. Erneut nun führte ich mir die glänzenden Stanzen über das »Bob‘sche Öl« als Modell vor Augen, geschaffen vom Herausgeber der »Dasselfliege«, und beschloß, eine Ode über das selbe erhabne Thema zu ersinnen – in feurigem Wettbewerb mit dem, was längst vergangen schon und vorbei.
Mit dem ersten Verse hatte ich keinerlei wesentliche Schwierigkeit. Er entströmte mir folgendermaßen:
Dem 
Öl der Firma Bob zum höchstem Lobe…
Nachdem ich mich jedoch auf das sorgfältigste unter allen legitimen Reinen auf 
»Bob« sowohl als auf »Lobe« umgesehen hatte, wollte mir der Fortgang der Dichtung schier unmöglich werden. In diesem Dilemma nahm ich zu väterlichem Beistand meine Zuflucht; und nach einigen Stunden reiflicher  Gedankenarbeit schufen mein Vater und ich gemeinsam das folgende Gedicht:
Dem Öl der Firma Bob zum höchstem Lobe
schreibt diese Ode

Ihr         (gezeichnet)  SNOPP. 
Gewiß, die Schöpfung war von nicht sehr großer Länge – doch ich »habe noch zu lernen«, wie es im »Edinburgh Review« heißt, daß die bloße Ausdehnung eines literarischen Werkes überhaupt etwas mit seinem Wert zu schaffen habe. Was das Vierteljahrsgeschriftel über »sustained effort« anbetrifft, so ist der Sinn schon gar nicht einzusehen. Im Ganzen war ich daher durchaus zufrieden mit dem Erfolge meiner Jungfernfahrt ins Land der Größe, und nun verblieb mir nur die Frage der Verfügung zu bedenken, welche ich darüber treffen sollte. Mein Vater riet mir an, das Werk der »Dasselfliege« einzusenden – doch gab es zwei Gründe, welche mich bestimmten, davon Abstand zu nehmen. Einmal scheute ich die Eifersucht des Herausgebers – und zum andern hatte ich ermittelt, daß derselbe für Originalbeiträge grundsätzlich keine Zahlung leistete. Deshalb wies ich denArtikel, nach gebührlicher Überlegung, den würdigeren Spalten des »Bäuerischen Couriers« zu und erwartete beklommen, doch  mit Ergebung den Ausgang. Schon in der allernächsten Nummer hatte ich die stolze Genugtuung, mein Dichtwerk in voller Länge als Leitartikel abgedruckt zu sehen, voran – in Klammern – die nachstehenden, sehr bezeichnenden Worte:
("Wir möchten die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die beifolgenden bewunderungswürdigen Stanzen über das 
»Bob‘sche Öl« lenken. Über ihre Pracht, ihr Pathos brauchen wir kein Wort zu verlieren: – unmöglich, sie mit tränenlosem Auge zu lesen. Alle diejenigen, welche seinerzeit von einer traurigen Dosis Worte zum selben erhabnen Gegenstande aus dem Gänsekiel des Herausgebers der »Dasselfliege« angeekelt wurden, werden gut daran tun, die beiden Gedichte zu vergleichen.
P.S. Wir werden von Verlangen verzehrt, das Geheimnis zu lüften, welches über dem ganz offenbar pseudonymen 
»Snopp« waltet. Dürfen wir auf ein persönliches Interview hoffen?") 

All dieses war kaum mehr denn recht und billig, doch war es, ich bekenn' es, einiges mehr doch, als ich erwartet hatte: – ich gestehe dies, es sei bemerkt, zur immerwährenden Schande meines Landes und der Menschheit. Gleichwohl verlor ich keine Zeit, bei dem Herausgeber des »Bäuerischen Couriers« vorzusprechen, und ein günstiger Zufall ließ mich den genannten Herrn zu Hause antreffen. Er begrüßte mich mit Gebärden des tiefsten Respektes, leicht vermischt mit väterlicher und gönnerhafter Bewunderung, welche ohne Zweifel die ungemeine Jugend und Unerfahrenheit meiner Erscheinung in ihm weckte. Indem er mich bat, Platz zu nehmen, ging er sofort auf den Gegenstand meines Gedichtes ein; – doch immer wird Bescheidenheit mir verbieten, die tausend schmeichelhaften Komplimente zu wiederholen, mit denen er mich schier verschwenderisch bedachte. Die Lobpreisungen des Herrn Holzhaupt (so war des Herausgebers Name) entflossen jedoch keineswegs nur peinlich blindem Schwärmen. Er analysierte meine Dichtung mit viel Freiheit und großer Geschicklichkeit – wobei er auch nicht zögerte, auf ein paar wenige unbedeutende Schwächen zu weisen – ein Umstand, welcher ihn in meiner Wertschätzung nur um so höher steigen ließ. Natürlich kam dann auch die »Dasselfliege« aufs tapis, und niemals hoffe ich einer so bohrenden Kritik oder einem so vernichtenden Tadel unterworfen zu werden, wie sie von Herrn Holzhaupt auf jenen unglückseligen Erguß gewendet wurden. Ich hatte den Herausgeber der »Dasselfliege« nie anders denn für ein Übermenschliches anzusehen gepflogen; doch dieserhalb belehrte mich Herr Holzhaupt bald nun eines Bessern. Er rückte den literarischen sowohl als den menschlichen Charakter des Fliegers (so bezeichnete
Herr H. satirisch seinen Rivalen) in das rechte Licht. Er, der Flieger, war sehr wenig besser, als er sein sollte. Infame Sachen hatte er geschrieben. Er war ein Zeilenschinder und ein Reißer dummer Possen. Er war ein förmlicher Schurke. Er hatte eine Tragödie angefertigt, welche das ganze Land vor Lachlust fast ersticken ließ, und eine Farce, die das Universum in Tränenfluten zu ertränken drohte. Und obendrein noch hatte er die Schamlosigkeit besessen, auf ihn (Herrn Holzhaupt) eine – wie er meinte, tödliche – Schmähschrift zu verfassen, und die Tollkühnheit, ihn darin einen Esel zu titulieren. Sollte ich irgend nur je den Wunsch haben, meine Meinung über den Herrn Flieger zum Ausdruck zu bringen, so stünden die Spalten des 
»Bäuerischen Couriers«, dessen versicherte mich Herr Holzhaupt, zu meiner uneingeschränkten Verfügung. Da es nun ganz sicher sei, daß ich auf Grund meines Versuches, ein Konkurrenz-Gedicht auf das »Bob‘schen Öl« zu schaffen, in der »Dasselfliege« würde angegriffen werden, wolle inzwischen er (Herr Holzhaupt) es übernehmen, meinen privaten und persönlichen Interessen die entschiedenste Fürsorge zu weihen. Würde sodann nicht bald schon ein gemachter Mann aus mir, – an ihm (Herrn Holzhaupt) sollte es nicht liegen.
Da Herr Holzhaupt nunmehr eine Pause in seinem Vortrage (dessen letztern Teil zu begreifen ich mich nicht imstande fand) hatte eintreten lassen, wagte ich einen kleinen Hinweis auf die Vergütung, welche für meine Dichtung erwarten zu dürfen ich belehrt worden war, und zwar durch eine Ankündigung auf dem Umschlag des 
»Bäuerischen Couriers«, die erklärte, daß er »Bäuerischen Courier« darauf bestehe, die Erlaubnis zu erhalten, für alle angenommenen Beiträge exorbitante Preise zu zahlen; – er werfe, so hieß es, sehr häufig  für ein einziges kurzes Gedicht mehr Geld aus, als die gesamten Jahresauswürfe des »Quarkdahlsblattes«, des »Specktakel und des »Grunzerumfummels« zusammen betrügen. 
Als ich das Wort »Vergütung« erwähnte, öffnete Herr Holzhaupt zuerst seine Augen und dann seinen Mund in überaus bemerkenswertem Maße, indem er seine persönliche Erscheinung veranlaßte, Ähnlichkeit mit einer höchstlich erregten ältlichen Ente beim Akt des Quakens anzunehmen; – und in diesem Zustand verharrte er (dann und wann, wie in verzweifelter Ratlosigkeit, die Hände dicht an seine Stirne pressend), bis ich mit dem, was ich zu sagen hatte, fast zu Ende war.
Beim Beschlusse meiner Rede sank er zurück in seinen Sitz, ganz als sei er völlig überwältigt, ließ seine Arme leblos an den Seiten niederfallen, und hielt jedoch dabei den Mund noch unerbittlich nach Entenart geöffnet. Während ich noch in sprachlosem Erstaunen ob eines so Besorgnis erregenden Betragens verharrte, sprang er mit einem Male auf die Füße und stürzte dem Klingelzuge zu; doch als er diesen eben erreichte, schien er seinen Vorsatz geändert zu haben, welcher dieses auch sein mochte, denn er tauchte unter den Tisch und kehrte unmittelbar darauf mit einer Keule wieder. Diese zu erheben, stand er gerade im Begriffe (zu welchem Zweck, vermag ich beim besten Willen nicht zu erraten), als ganz plötzlich ein huldreiches Lächeln auf seine Züge trat und er in milder Gelassenheit zurück in seinen Sessel sank.
"Herr Bob", so sprach er alsdann (denn ich hatte ihm meine Karte hinaufgeschickt, ehe ich selber zu ihm emporstieg), "Herr Bob, Sie sind ein junger Mann noch, darf ich annehmen – ein sehr junger Mann?" 

Ich bejahte, indem ich die Bemerkung tat, daß ich mein drittes Lustrum noch nicht vollendet hätte. "Ah!" erwiderte er, "sehr gut! Ich sehe, wie die Dinge liegen — nein, sagen Sie kein Wort mehr! Was nun diese Sache mit der — mit der Entschädigung berührt, so ist, was Sie bemerken, durchaus nur recht und billig: ja in der Tat, das ist es in schier ungemeinem Maße. Doch — also — ja der erste Beitrag — der erste, sage ich — ihn niemals zu bezahlen, ist bei unsrer Zeitschrift ehernes Gesetz — verstehn Sie mich, eh? Ja — die Wahrheit ist — gewöhnlich sind ja wir in solchem Falle die Empfänger." (Herr Holzhaupt lächelte mild, als er das letzte Wort mit Nachdruck sprach.) "Meistenteils nämlich werden wir bezahlt für den Abdruck eines Erstversuches — vorzüglich bei Lyrik. Und zum andern, Herr Bob, gehört es zu den – unverbrüchlichen Prinzipien der Zeitschrift, niemals das auszuwerfen, was wir in Frankreich argent comptant nennen: — Sie können mir doch folgen? Ich zweifle nicht daran. Ein Vierteljahr oder auch zwei nach der Veröffentlichung des Artikels — oder auch ein Jahr danach oder zwei — nehmen wir keinerlei Anstand, einen Wechsel auf neun Monate auszugeben: —vorausgesetzt immer, es lassen sich unsere Verhältnisse so arrangieren, daß in sechsen unsre Firma mit Sicherheit »kracht«. Ich darf wohl hoffen, Herr Bob, daß Sie diese meine Ausführungen als zufriedenstellende betrachten." Hier schloß Herr Holzhaupt seine Rede, und Tränen standen ihm in den Augen.
In tiefster Seele bekümmert, einem so ausgezeichneten und empfindsamen Manne — wenn auch unschuldig — Schmerz verursacht zu haben, eilte ich, mich zu entschuldigen und ihn wieder zu beruhigen, indem ich ihm meine vollkommene Übereinstimmung mit seinen Äußerungen ebenso ausdrückte wie meine völlige Würdigung des Delikaten seiner Lage. Nachdem ich dies alles in artiger Rede vorgetragen, empfahl ich mich. 

Recht kurz darauf, an einem schönen Morgen, »erwachte ich und fand mich berühmt«. Am besten wird das Ausmaß meines Rufes sich wohl an Hand der Zeitungsmeinungen des Tags ermessen lassen. Diese Meinungen,  so wird man sehen, kamen in kritischen Notizen über die Nummer des »Bäuerischen Couriers« zum Ausdruck, in welcher mein Gedicht enthalten war, und sind vollkommen zufriedenstellend, schlüssig und klar – mit Ausnahme vielleicht der hieroglyfischen Zeichen »Sept. 15 — I t.«, welche sämtlichen Kritiken angefügt waren.
Die 
»Eule«, ein Journal von gründlichem Scharfsinn und wohlbekannt ob des bedachtsamen Ernstes ihrer literarischen Entscheidungen — die »Eule«, so hob ich an, äußerte sich wie folgt:
"Der 
»Bäuerischen Courier«! Die Oktobernummer dieses herrlichen Magazins übertrifft alles Vorangegangene und bietet jeglicher Konkurrenz Trotz. In der Schönheit seines Druckes und Papiers — in der Zahl und Vortrefflichkeit seiner Stahlstiche — wie auch im literarischen Werte seiner Beiträge — nimmt sich der »Bäuerischen Courier« neben seinen trägen Rivalen aus wie Hyperion neben einem Satyr. Das »Quarkdahlsblatt«,  der »Specktakel« und der »Grunzerumfummel« exzellieren, das ist wahr, in Prahlerei, doch in allen andern Punkten gebt uns den »Bäuerischen Courier«! Wie dieses berühmte Journal seine offenbar enormen Auslagen zu tragen vermag, geht über unser Begreifen. Gewiß, es hat eine Verbreitung von 1oo 000, und die Zahl seiner regelmäßigen Bezieher ist während des letzten Monats um ein Viertel gewachsen; doch andererseits sind die Summen, welche es laufend für Beiträge auswirft, schier unfaßbar. Es erreicht uns, die Nachricht, daß Herr Schlauesel nicht weniger als dreiundsiebenzigeinhalb Cents für seine unnachahmliche Arbeit über »Das Kunstwerg« empfing. Mit Herrn HOLZHAUPT als Herausgeber und Namen wie SNOPP und Schlauesel auf der Liste der Mitarbeiter ist ein Wort wie »Mißerfolg« für den »Bäuerischen Courier« förmlich undenkbar. Geben Sie noch heute Ihre Bestellung auf. Sept. 15 — I t."
Ich muß sagen, daß ich doch sehr angetan war von dieser hochgesinnten Notiz eines Blattes vom Ruf der »Eule«. Meinen Namen – das heißt meinen nom-de-guerre – dem des großen Schlauesel voran zu plazieren, war ein Kompliment, das mich um so glücklicher stimmte, als ich es  verdient zu haben fühlte.
Als nächstes wurde meine Aufmerksamkeit von den folgenden Abschnitten in der
 »Kröte« gefesselt – einem Druckwerk, rühmlichst bekannt für seine aufrechte Haltung und Unabhängigkeit – für seine gänzliche Freiheit von Speichelleckerei und Willfährigkeit gegenüber diner-spendenden Förderern:
"Das Oktoberheft des »Bäuerischen Courier« liegt vor allen gegenwärtigen Zeitschriften weit in Führung und übertrifft sie, selbstverständlich, grenzenlos in Hinsicht seiner blendenden Ausstattung wie auch seines reichen literarischen Gehaltes. Das »Quarkdahlsblatt«, der »Specktakel« und der »Grunzerumfummel« exzellieren, das geben wir zu, in Prahlerei, doch in allen andern Punkten gebt uns den »Bäuerischen Courier«! Wie dieses berühmte Magazin seine offenbar enormen Auslagen zu tragen vermag, geht über unser Begreifen. Gewiß, es hat eine Verbreitung von 2oo 000, und die Zahl seiner regelmäßigen Bezieher ist während der letzten vierzehn Tage um ein Drittel gewachsen, doch andererseits sind die Summen, die es monatlich für Beiträge auswirft, von schier schwindelnder Höhe. Erfahren wir doch, daß Herr Mummelmuller nicht weniger als fünfzig Cents für seinen kürzlichen »Gesang der Männer im Backofen« erhielt.
Unter den Original-Beiträgern der vorliegenden Nummer bemerken wir (außer dem hervorragenden Herausgeber, Herrn HOLZHAUPT) Männer wie SNOPP, Schlauesel und Mummelmuller. Abgesehen vom redaktionellen Teile ist nichtsdestoweniger der wertvollste Beitrag, so denken wir, ein poetisches Kleinod über das 
»Bob‘sche Öl« aus der Feder von »Snopp« – doch wollen unsere Leser, auf Grund des Titels dieses unvergleichlichen bijou, nicht vermuten, dasselbe habe irgend nur eine Ähnlichkeit mit einem Geschreibsel über den nämlichen Gegenstand von einem gewissen verächtlichen Individuum, dessen Name unmöglich vor zarten Ohrengenannt werden kann. Das vorliegende Gedicht »Auf das Bob‘sche Öl« hat bezüglich des Eigners des offenbaren Pseudonyms »Snopp« allenthalben Unruhe und Neugierde erweckt – eine Neugierde, welche zu befriedigen glücklicherweise in unserer Macht steht. »Snopp« ist der nom-de-plume des Herrn Thingum Bob, Mitbürgers unsrer Stadt, – eines Verwandten des großen Herrn Thingum (nach welchem er benannt wurde), eines Mannes zudem, welcher den edelsten Familien des Staates verbunden ist. Sein Vater, Hochwohlgeboren Thomas Bob, ist ein wohlhabender Kaufmann  zu Geckenhausen. Sept. 15 — I t." 
Diese so freigiebig gespendete Zustimmung rührte mir an das Herz – und das nur um so mehr, als sie einer so ausgesprochen – so sprichwörtlich reinen Quelle entstammte wie der »Kröte«. Das Wort »Geschreibsel«, angewendet auf das »Bob‘sche Öl« des Fliegers, erachtete ich für einzigartig beißend und durchaus angemessen. Die Ausdrücke »Kleinod« und »bijou« freilich, in Bezug auf mein Gedicht gebraucht, wollten mir irgendwie doch noch zu schwächlich vorkommen. Sie schienen mir von unzureichender Kräftigkeit zu sein. Sie waren nicht hinlänglich prononcés (wie wir in Frankreich sagen).
Ich hatte kaum die Lektüre der 
»Kröte« beendigt, als mir ein Freund ein Exemplar des »Maulwurfs« in die Hände legte, eines Tageblattes, welches sich hoher Reputation ob seiner scharfsichtigen Betrachtungsweise im allgemeinen und, im besondern, ob des offenen, ehrlichen, lebensnahen Stils seiner Leitartikel erfreut. Der »Maulwurf« ließ sich über den »Bäuerischen Courier« wie folgt vernehmen:
"Soeben erhalten wir die Oktober-Ausgabe des 
»Bäuerischen Courier, und wir müssen sagen, daß wir noch niemals eine einzelne Nummer irgend einer Zeitschrift lasen, welche uns ein so erhabnes Glück bescherte. Wir sprechen dies mit ganzer Überlegung aus. Das »Quarkdahlsblatt«, der »Specktakel« und der »Grunzerumfummel« müssen sehr auf ihre Lorbeern Acht geben. Diese Druckwerke übertreffen zweifellos alles an Lautstärke und Anmaßlichkeit ihrer Behauptungen, doch in allen andern Punkten gebt uns den »Bäuerischen Courier«! Wie dieses berühmte Magazin seine offenbar enormen Auslagen zu tragen vermag, geht über unser Verständnis. Gewiß, es hat eine Verbreitung von 3oo 000, und die Zahl seiner regelmäßigen Bezieher ist während der letzten Woche um die Hälfte gewachsen, doch ist selbst dann die Summe, die es monatlich für Beiträge auswirft, staunenswert gewaltig. Wissen wir doch aus sicherer Quelle, daß Herr Fettich nicht weniger als zweiundsechzigeinhalb Cents für seine kürzliche Novelette »Der Wischlappen« erhielt.
Die Beiträger der vor uns liegenden Nummer sind Herr HOLZHAUPT (der vorzügliche Herausgeber), SNOPP, Mummelmuller, Fettich und andere; doch nach den unnachahmlichen Schöpfungen des Herausgebers selbst geben wir einem diamantgleichen Ergusse aus der Feder eines aufstrebenden Dichters den Vorzug, welcher unter der Signatur 
»Snopp« schreibt – ein nom-de-guerre, der  so sagen wir voraus – dereinst wohl noch den Glanz von »Boz« verdunkeln wird. »Snopp«, so erfahren wir, ist ein Herr THINGUM BOB, einziger Erbe eines wohlbegüterten Kaufmannes dieser Stadt, Hochwohlgeboren Thomas Bob, und ein naher Verwandter des vorzüglich bekannten Herrn Thingum. Titel von Herrn B‘s bewundernswertem Gedichte ist das »Bob‘sche Öl« – ein irgendwie unglücklicher Name, nebenbei, da ein gewisser jämmerlicher Vagabund, der mit der Groschenpresse im Zusammenhange steht, der Stadt bereits mit einem beträchtlichen Schwall Gefasel zum selben Gegenstande Ekel erweckte. Doch wird keine Gefahr bestehen, diese beiden Arbeiten miteinander zu verwechseln.  
Die generöse Zustimmung eines so klarsichtigen Journales wie des »Maulwurfs« durchdrang meine Seele mit Entzücken. Einzig der Einwand kam mir bei, es hätte anstatt des »jämmerlichen Vagabunden« doch wohl ein »abscheulicher und jämmerlicher Schurke, Wicht und Vaga-
bund
« sich besser ausgenommen. Es hätte durchaus anmutiger geklungen, denke ich. Auch besaß das Beiwort »diamantgleich«, das wird man mir zugeben, kaum genügende Intensität, um auszudrücken, was der »Maulwurf« doch offensichtlich über die Brillanz des »Bob‘schen Öles« dachte.
Am nämlichen Nachmittage, da ich diese Notizen in der 
»Eule«, der »Kröte« und im »Maulwurf« erblickte, kam mir zufällig ein Exemplar der »Bachmücke« zu Gesicht, einer Zeitschrift – sprichwörtlich schon für das extreme Maß ihrer Einsichten. Und es war die »Bachmücke, welche sich folgenderweise äußerte:  
"Der »Bäuerischen Courier«! Dieses glänzende Magazin liegt mit seiner Oktober-Ausgabe bereits dem Publikum vor. Die Frage nach dem Vorrange ist damit für immer erledigt, und hiernach wäre es platterdings eine Albernheit wollten das »Quarkdahlsblatt«,  der »Specktakel« und der »Grunzerumfummel« noch krampfhaft sich daran versuchen, hieneben zu bestehen. Diese Journale mögen den »Bäuerischen Gönner« in Sachen öffentlichen Radaues recht wohl übertreffen, doch in allen andern Punkten gebt uns denselben! Wie dieses berühmte Magazin seine offenbar enormen Auslagen zu tragen vermag, geht weit über alle Faßlichkeit. Gewiß, es hat eine Verbreitung von genau einer halben Million, und die Zahl seiner regelmäßigen Bezieher ist während der letzten paar Tage um fünfundsiebzig Perzent gewachsen; doch sind auch dann die Summen, die es monatlich für Beiträge auswirft, förmlich über aller Beschreibung; wir erhalten Kenntnis von der Tatsache, daß Mademoiselle Spickabissel für ihre kürzliche wertvolle Revolutions-Geschichte, »Das York-Townische Heu-Pferd und die Grillen von Bunker-Hill« betitelt, nicht weniger als siebenundachtzigeinhalb Cents empfing.
Die weitaus befähigtsten Arbeiten in der vorliegenden Nummer sind natürlich die vom Herausgeber beigetragenen (dem hervorragenden Herrn HOLZHAUPT), doch finden wir zahlreiche glänzende Artikel von Namen wie SNOPP ; Mademoiselle Spickabissel; Schlauesel; Frau Flunkerunke; Mummelmuller; Frau Stänkerstichel und – 
last not least – Fettich. Wohl mag die Welt herausgefordert werden, ein weiteres Mal eine solche Schar von Gestirnen des Geistes hervorzubringen.
Das mit 
»Snopp« unterzeichnete Gedicht erweckt, so finden wir, allenthalben Lob und verdient womöglich, das müssen wir uneingeschränkt zugeben, noch weit mehr Beifall, als es schon erhielt. »Das Bob‘sche Öl« ist der Titel dieses Meisterwerkes der Beredsamkeit und Kunst. Ein oder zwei unserer Leser haben vielleicht noch eine sehr schwache, wenn auch hinreichend mit Ekel verbundne Erinnerung an ein Gedicht (?) ähnlichen Titels, verübt von einem elenden Zeilenschinder, Bettelbuben und Halsabschneider, welcher, so glauben wir, als Fußabtreter bei einem der obszönen Druckblätter in der Umgebung der Stadt Verwendung fand; sie bitten wir, die beiden Werke um des Himmels willen ja nicht zu verwechseln. Der Autor dieses »Das Bob‘sche Öl« ist wie wir hören, THINGUM BOB, Hochwohlgeboren, ein Herr von hohem Genie und ein Gelehrter. »Snopp« ist lediglich ein nom-de-guerre. Sept. 15 — I t."
Kaum vermochte ich meinem Unmut zu gebieten, während ich den Schluß dieser Schmähschrift überlas. Es war mir klar, daß die Ja-Nein-Manier – um nicht zu sagen: die Sanftheit – die hartnäckige Nachsicht, mit welcher die »Bachmücke« von jenem Schwein, dem Herausgeber der »Dasselfliege«  sprach, – es war mir sonnenklar, sagte ich, daß diese Sanftmut der Rede von nichts Anderem herrühren konnte als von einer Parteilichkeit für den Flieger – welchen auf meine Kosten zu neuer Reputation zu erheben, die offenbare Absicht der »Bachmücke« war. In der Tat, schon mit nur einem Auge vermag es jedermann zu sehen, daß – wäre der »Mücke« wirkliches Anliegen gewesen, was sie vorzutäuschen wünschte – sie die »Mücke« sich in weit direktern, schärfern und insgesamt angemessenern Ausdrückungen hätte ergehen können. Die Worte »Zeilenschinder«»Bettelbube«»Fußabtreter« und »Halsabschneider« waren offensichtlich mit Absicht so ausdruckslos und, mehrdeutig gehalten, daß sie, angewendet auf den Urheber der allerschlechtesten Stanzen, welche je von einem Angehörigen der menschlichen Rasse verfertigt, am Ende eigentlich so gut wie nichts besagten. Wir wissen doch wohl alle, was »mit schwachem Lob verdammen« heißt, – und wer vermöchte andererseits den geheimen, hinterlistigen Zweck der »Mücke« nicht zu durchschauen – nämlich den, mit schwachem Tadel zu verherrlichen? 
Was der 
»Mücke« über den Flieger zu sagen beliebte, war indessen meine Sache nicht. Was freilich sie dann über mich selbst vermerkte, – war ein ander Ding. Nach der nobeln Weise, in welcher die: »Eule«, die »Kröte« und der »Maulwurf« sich über meine Fähigkeiten ausgelassen hatten, war es doch ein reichlich starkes Stück, redete so ein schnippisches Ding wie die »Bachmücke« nur einfach kühl von einem »Herrn von hohem Genie« und einem »Gelehrten«»Hohes Genie« – was heißt das schon!  Ich entschloß mich augenblicklich, entweder eine schriftliche Entschuldigung von der »Bachmücke« zu verlangen oder aber sie zu fordern. Von diesem Vorhaben erfüllt, sah ich mich nach einem Freunde um, welchen ich mit einer Botschaft an ihre mückische Selbstherrlichkeit betrauen konnte, und da mir der Herausgeber des »Bäuerischen Couriers« so sichtbarlich Zeichen seiner Hochachtung gegeben, beschloß ich schließlich, bei baldigster Gelegenheit um seinen Beistand nachzusuchen.
Niemals habe ich mir später in zufriedenstellender Weise eine Erklärung für das sehr eigenartige Mienenspiel und Betragen zu geben vermocht, mit welchem Herr Holzhaupt mir zuhörte, da ich ihm mein Anliegen entfaltete. Wieder absolvierte er die ganze Szene mit dem Klingelzug und der Keule, um selbst die Ente dann nicht auszulassen. Einmal gar glaubte ich, er schicke sich wirklich an zu quaken. Doch legte sich der Anfall schließlich wie beim erstenmal, und er begann, seinem Verhalten und seinen Äußerungen die Gestalt der Vernunft zu geben. Mein Kartell zu tragen, lehnte er jedoch ab, und in der Tat redete er mir überhaupt aus, es abzusenden; doch war er uneigennützig genug, mir einzuräumen, daß die »Bachmücke« schändlich im Unrecht sei – ganz besonders in Betreff der Epitheta »Genie« und »Gelehrter«.
Gegen Ende dieser Unterredung mit Herrn Holzhaupt, welcher wirklich ein väterliches Interesse an meiner Wohlfahrt zu nehmen schien, gab derselbe mir die Anregung, ich möge doch mein Geld auf ehrliche Weise verdienen und zugleich meine Reputation befördern, indem ich für den 
»Bäuerischen Courier« den Thomas Hawk spiele. 
Ich bat Herrn Holzhaupt, mir doch zu künden, wer Herr Thomas Hawk sei und wie ich denselben seiner Erwartung nach zu spielen hätte. Hier begab es sich einweiteresmal, daß Herr Holzhaupt »große Augen machte« (wie wir in Deutschland sagen), doch indem er sich schließlich von dem Erstaunen, welches ihn gründlich befallen, wieder erholte, versicherte er mich, daß er die Worte »Thomas Hawk« gebrauche, um die vulgäre Form – nämlich Tommy – zu vermeiden, welche recht platt sei, – daß der wahre Begriff indessen Tommy Hawk laute – oder Tomahawk – und daß er sich mit dem Ausdruck »den Tomahawk spielen« auf das Skalpieren, Einschüchtern und sonstige Erledigen der Herde armer Autorenteufel bezogen habe.
Ich versicherte meinen Gönner sogleich, daß ich, wäre dies alles, mich der Aufgabe, den Thomas Hawk zu spielen, vollkommen gewachsen fühlte. Hierauf wünschte Herr Holzhaupt, ich möchte denn auf der Stelle doch einmal den Herausgeber der 
»Dasselfliege« erledigen, und zwar in dem wildesten Stile, zu welchem mein Vermögen sich würde verstehen können, und gleichsam als eine erste Kraftprobe. Dies tat ich nun ohne Verzug, und zwar in einer Rezension des ursprünglichen »Bob‘schen Öles«, welche sechsunddreißig Seiten des »Bäuerischen Couriers« einnahm. Ich fand dabei, daß den Thomas Hawk zu spielen eine weit weniger mühselige Beschäftigung war als das Dichten selber; denn ich ging die Sache mit System an, und so fiel es mir leicht, sie gründlich und gut zu Wege zu bringen. Mein Verfahren war das folgende. Ich ersteigerte (sehr billig) Exemplare von »Lord Broughams Reden«»Cobbetts Gestammelten Werken«, dem »Neuen Lehrbuche des Roth-Welschen«, der »Kunst des Anschnauzen»Prentice's- Dreckigsten Witzen« (Folio-Ausgabe) und »Lewis G. Clarke über die Sprache«. Diese Werke zerkleinerte ich mit einem Striegel und sonderte, indem ich die Schnitzel in ein Sieb warf, sorgfältig alles aus, was für anständig hätte gelten mögen (ein gar winzig Häuflein nur): worauf die harten Frasen zurückblieben; dieselben tat ich nun in einen großen blechernen, mit länglichen Löchern versehnen Pfefferstreuer, so daß stets ein ganzer Satz ohne wesentliche Beschwer hindurchgelangen konnte. Dann war die Mischung zum Gebrauche fertig. Ward ich nun aufgerufen, Thomas Hawk zu spielen, so salbte ich einen Bogen Propatria-Papier mit dem Weißen eines Ganter-Eies; sodann zerschnitzelte ich das Ding, das es zu rezensieren galt, wie ich zuvor die Bücher zerschnitzelt hatte, – nur mit noch größerer Sorgfalt, damit ich ein jegliches Wort einzeln bekam, – warf die auf solche Art gewonnenen Schnitzel zusammen mit den andern, schraubte den Deckel auf die Pfefferbüchse, schüttelte diese und stäubte die Mischung auf das in der genannten Weise befeuchtete Papier; wo sie kleben blieb. ber Effekt war herrlich zu schauen. Ja, er war schier berückend. Tatsächlich sind die Rezensionen, welche ich mit diesem einfachen Hilfsmittel zustande brachte, nie hernach auch nur annähernd erreicht worden; sie waren geradezu ein Weltwunder. Zu Anfang war ich noch, zumal ja meine Unerfahrenheit einige Verschüchterung bedingte, ein wenig verwirrt im Angesichte einer gewissen Ungereimtheit – eines Fluidums ‚ von bizarrerie (wie wir in Frankreich sagen), welches von dem fertigen Werk als 
Ganzem ausging. Die Sätze und Satzteile waren nicht alle ganz fit (wie wir im Angelsächsischen sagen). Viele Begriffe lagen ziemlich schief. Einige gar standen ausgesprochen Kopf; und keiner war darunter, welcher nicht irgendwie doch durch die letztgenannte Art Unfall, trat derselbe ein, hinsichtlich seines Effektes einige Einbuße erlitten hätte: – mit Ausnahme freilich der Artikel des Herrn Lewis G. Clarke, welche so durchaus rüstig und solide waren, daß es den Anschein hatte, sie könnten gar von keiner noch so sonderbaren Lage aus der Fassung gebracht werden; vielmehr blickten sie unveränderlich fröhlich und zufrieden drein, ob sie nun auf dem Kopfe oder auf den Hacken standen.
Was aus dem Herausgeber der 
»Dasselfliege« nach der Publikation meiner Kritik seines »Bob‘schen Öles« wurde, ist irgendwie schwierig auszumachen. Der plausibelste Schluß ist noch, daß ihn die eignen Tränen ertränkten. Nun, jedenfalls verscholl er augenblicklich vom Angesicht der Erde, und nie ist seither einem Menschen auch nur ein Hauch seines Geistes erschienen.
Nachdem diese Angelegenheit nun gründlich erledigt und das Wüten der Furien besänftigt war, stieg ich gar höchstlich in Herrn Holzhaupts Gunst. Er zog mich in sein Vertrauen, gab mir eine bleibende Beschäftigung als Thomas Hawk beim »Bäuerischen Courier«, und da er mir fürs erste noch kein Salär gewähren konnte, erlaubte er mir, nach jeglichem Belieben von seinem Rat zu profitieren.
"Mein teurer Thingum", so sprach er eines Tages nach dem Mittagessen zu mir, "ich achte Ihre Fähigkeiten und liebe Sie als einen Sohn. Sie sollen mein Erbe sein. Sterbe ich dereinst, so will ich Ihnen den 
»Bäuerischen Courier« vermachen. Machen aber will ich inzwischen
einen ganzen Mann aus Ihnen – jawohl, das will und werde ich tun – vorausgesetzt, Sie folgen meinem Rate. Zuerst einmal müssen Sie von dem alten Keiler und Langweiler loskommen." 

"Keiler?" erwiderte ich fragend – "äh – Eber – meinen Sie? Ein Schwein? – aper? (wie wir Lateiner sagen) -wer – und wo?"
"Ihr Vater", sagte er.
"Richtig", entgegnete ich, "ein Schwein." 

"Sie haben Ihr Glück zu machen, Thingum", fuhr Herr Holzhaupt in seiner Rede fort, "und dabei hängt Ihnen der Alte nur wie ein Mühlenstein am Halse. Wir müssen ihn ein für alle Mal abschneiden." (Hier zog ich mein Messer heraus.) "Wir müssen ihn abschneiden", fuhr Herr Holzhaupt fort, "und zwar mit Entschiedenheit und für immer. Er paßt nicht zu Ihnen – ja, er stört. Bei reiflicher Erwägung würde ich sagen, Sie sollten ihm am besten einen Tritt geben oder ihn mit einem Stocke schlagen oder ihn in ähnlicher Weise entfernen."
"Was meinen Sie", regte ich bescheiden an, "sollte ich ihm vielleicht zuerst einmal einen Tritt geben, ihn sodann mit dem Stocke schlagen und zum Beschlusse an der Nase zupfen?" 

Herr Holzhaupt blickte mich einige Augenblicke lang sinnend an und versetzte dann:
"Ich denke, Herr Bob, daß dieser Ihr Vorschlag die Sache leidlich wohl lösen würde – ja, bedenkt man es recht, sogar vorzüglich – das heißt, wenn es sich machen läßt – denn Barbiere sind äußerst schwer zu schneiden, und wenn ich mir das Ganze überlege, so wäre es vielleicht ratsam, daß Sie – wenn Sie das erwähnte Verfahren an Thomas Bob vollzogen haben – ihm auch noch mit den Fäusten recht sorgfältig und gründlich beide Augen bläuen, um ihm die Möglichkeit zu benehmen, Sie je wieder bei eleganten Promenaden zu erblicken. Haben  Sie die Prozedur dann ausgeführt, so wüßte ich ehrlich nicht, was weiters Sie noch tun könnten.  Eventuell – nun, vielleicht empfähle es sich noch, ihn zu ein oder zwei Malen in der Gosse zu wälzen und anschließend in polizeiliche Verwahrung zu geben. Am andern Morgen können Sie dann jederzeit auf dem Reviere vorsprechen und einen tätlichen Angriff beschwören."
Ich war sehr angetan von dem freundlichen Mitgefühle mir persönlich gegenüber, welches aus diesem ausgezeichneten Rat des Herrn Holzhaupt sprach, und säumte nicht, mir denselben augenblicklich zu Nutz und Frommen dienen zu lassen. Das Ergebnis war, daß ich den alten Langweiler los wurde und mich ein wenig unabhängig und gentleman-like (wie ich wohl sagen darf) zu fühlen begann. Der Mangel an Geld freilich war für einige Wochen eine Quelle mancher Unbequemlichkeit; doch indem ich rüstig meine beiden Augen  gebrauchte und beobachtete, was alles just vor meiner Nasenspitze vor sich ging, erkannte ich schließlich, wie die Sache zu deichseln wäre. Ich sage 
»Sache« – wohlgemerkt – denn man erzählt mir, das lateinische Wort hierfür sei rem. Da wir übrigens gerade von Latein reden – kann mir jemand die Bedeutung von quocunque sagen – oder auch was modo heißt? 
Mein Plan war ausgesprochen einfach. Ich erwarb, für ein Spottgeld, ein Sechzehntel der »Schnappschildkröte«: -das war schon alles. Die Sache war gemacht, und das  Geld floß in meine Taschen. Es gab hernach noch ein paar geringfügige Maßnahmen zu treffen, gewiß; doch diese bildeten keinen eigentlichen Bestandteil des Planes selbst. Sie waren eher eine Konsequenz – ein Ergebnis. Zum Beispiel kaufte ich mir Feder, Tinte und Papier und setzte dieselben rasend in Betrieb. Hatte ich dann einen Zeitungsartikel vollendet, so gab ich ihm etwa den Titel »Blabarababba«, vom Autor des »Bob‘schen Öles« und addressierte ihn an den »Grunzerumfummel«. Nachdem dieses Journal ihn jedoch im »Monatlichen Briefkasten« als »bares Geschwitz« bezeichnet hatte; änderte ich den Titel in »Simmsalabimm, von THINGUM BOB, Hochwohlgeboren, Autor der Ode auf das »Bob‘sche Öl« und Herausgeber der »Schnappschildkröte«. Mit dieser Verbesserung sandte ich Ihn dann wiederum an den »Grunzerumfummel« und veröffentlichte, während ich derAntwort entgegenharrte, täglich in der »Schildkröte« sechs Kolumnen lang einen Text, welchen man als filosofische und analytische Untersuchung der Verdienste des »Grunzerumfummel einerseits wie auch des persönlichen Charakters des Herausgebers des »Grunzerumfummel  andererseits bezeichnen kann. Am Ende der Woche entdeckte dann der »Grunzerumfummel«, daß er, auf Grund eines ganz unerklärlichen Versehens, "einen schier schwachgipfligen Artikel mit der Überschrift »Blabarababba«, verfaßt von einem unbekannten Ignoramus, mit einem Juwel von förmlich blendendem Glanze, das ähnlich betitelt gewesen, verwechselt habe – letzteres das Werk von Thingum Bob, Hochwohlgeboren dem gefeierten Autor des »Bob‘schen Öles«". Der »Grunzerumfummel« "bedauerte dieses sehr natürliche Versehen" zutiefst und stellte darüberhinaus einen Abdruck des echten »Simmsalabimm« für die allernächste Nummer des Magazins in Aussicht. 
Tatsache ist, ich glaubte – ich glaubte wirklich – ich glaubte seinerzeit – glaubte damals – und habe keine Ursache, jetzt anders zu denken –, daß der »Grunzerumfummel« sich den beschriebnen Irrtum wirklich unterlaufen ließ. Bei den allerbesten Absichten in der Welt wüßte ich nichts und niemanden, dem so viele wunderliche Irrtümer unterlaufen wären wie dem »Grunzerumfummel«. Von jenem Tage an faßte ich eine Vorliebe für denselben, und das Ergebnis war: sehr bald gewann ich Einsicht in die Tiefen seiner literarischen Verdienste und stand nicht an, mich darüber des breitern in der »Schildkröte« auszulassen, wann immer nur eine passende Gelegenheit sich bot. Und man darf es als eine sehr sonderbare Koinzidenz betrachten – als eines jener ausgesprochen bemerkenswerten Zusammentreffen, welche den Menschen sehr ernst und nachdenklich stimmen –, daß gerade ein ebensolcher totaler Meinungsumschwung – ein so vollständiges bouleversement (wie wir auf Französisch sagen) – eine so durchgreifende topsiturviness (wenn ich einmal einen ziemlich kräftigen Ausdruck der Choctaws gebrauchen darf), wie sie hier erfolgt war, pro und con, zwischen mir selber auf der einen und dem »Grunzerumfummel« auf der andern Seite, sich tatsächlich, eine kurze Weile danach – und unter genau ähnlichen Umständen, zwischen mir und dem »Specktakel« und (ein weiteres Mal gleicherweise) zwischen mir und dem »Quarkdahlsblatt zutrug. 
So kam es denn, daß ich, durch einen wahren Geniestreich, schließlich meine Triumfe damit krönte, daß ich »Geld in meinen Beutel tat«, und wahrlich mit Fug und Recht mag es heißen, daß hier jene glänzende und ereignisreiche Laufbahn begann, welche mich berühmt machte und mich heute in den Stand setzt, mit Chateaubriand zu sagen: "Ich habe Geschichte gemacht" – "J'ai fait l'histoire".
Und in der Tat, das habe ich. Seit jener leuchtenden Epoche, die ich hier beschrieb, gehört mein Wirken – mein Werk – der Menschheit. Es ist der Welt vertraut. So mag es auch durchaus unnötig sein, im einzelnen zu berichten, wie ich, in steilem Höhenfluge, mich zum Erben des 
»Bäuerischen Couriers« aufschwang – wie ich dieses Journal  mit dem »Quarkdahlsblatt« verschmolz–wie mir im weitern derAnkauf des »Specktakel glückte, wodurch ich die drei Zeitschriften vereinigte – und wie ich schließlich einen günstigen Handel mit dem einzig verbliebenen Rivalen abschloß und die gesamte Literatur des Landes in einem prächtigen Magazine vereinte, überall bekannt als der
»Bäuerische Courier, Quarkdahlsblatt, Specktakel und GRUNZERUMFUMMEL«.
Ja; ich habe Geschichte gemacht. Mein Ruhm ist allverbreitet. Er reicht bis zu den Enden der Erde. Nicht ein gemeines Zeitungsblatt nimmt man zur Hand, ohne darin zumindest  irgend eine Anspielung auf den unsterblichen THINGUM BOB zu finden. Mr. Thingum Bob vertrat die Ansicht – Mr. Thingum Bob erklärte – Mr. Thingum Bob betonte. Doch bin ich leutselig und bescheiden geblieben, und sollte ich einst sterben, so wird es mit demütigem Herzen geschehen. Denn was ist es letztlich? – dieses unbeschreibliche Etwas, welches die Menschen 
»Genie« zu nennen sich nicht nehmen lassen werden? Ich halte es mit Buffon – mit Hogarth – es ist zuletzt nur Fleiß.
Nehmen Sie mich zum Beispiele! – wie ich rang – wie sauer ich mich plagte – wie ich schrieb! Ihr Götter, schrieb ich nicht? Nicht kannte ich das Wort 
»Muße«. Bei Tage hockte ich vor meinem Pult, und bei der Nacht studierte ich im bleichen Schein des Lämpchens, bis das Öl zur Neige ging. Ach, hätten Sie mich einmal nur  gesehen –ja, wahrlich, hätten Sie! Ich neigte mich rechts. Ich beugte mich links. Ich sank nach vorn. Ich schwankte nach hinten. Ich saß gar tête baisée (wies im Kickapu heißt), indem ich mein Haupt dicht auf das alabasterne Weiß des Bogens senkte. Und was auch kam, ich – schrieb. Ob Freud, ob Leid, ich – schrieb. In Hunger und in Durst, ich – schrieb. Bei guter Zeitung und bei schlechter Zeitung, ich– schrieb. Ob Sonnenschein, ob Mondenschein, ich – schrieb. Was ich da schrieb, ist nicht zu sagen nötig. Der Stil! – das war die Sache. Ich nahm ihn mir von Fettich – flutsch! – witsch! – futsch! und gebe Ihnen nun dafür ein Beispiel… 
_______________________________
Gesamtausgaben seiner Werke sind mehrfach erschienen: Eine preiswerte 10-bändige Taschenbuchausgabe im Verlag Manfred Pawlag, 1980, kann empfohlen werden.
Eine dreibändige Taschenbuch-Ausgabe 
»Geschichten des Grauens« im Heyne Verlag enthält Illustrationen von Alfred Kubin, erschienen 1969 in der ersten Auflage.

bluete